Lobenberg: Clerc Milon gehört zu Mouton Rothschild. Es liegt direkt neben Mouton und Lafite-Rothschild. Die 30 Hektar Weinberge sind mit über 45 Jahre alten Reben bestockt. In 2020 mit 53 Prozent Cabernet Sauvignon, 37 Prozent Merlot, acht Prozent Cabernet Franc und zwei Prozent Petit Verdot. In Bordeaux gab es 2020 eine unglaubliche Regenmenge im Frühjahr. Während der frühen, aber perfekten Blüte, blieb es zwei Wochen lang trocken, direkt danach gab es wieder Regenfälle. Von Mitte Juni bis Mitte August fiel dann allerdings kein einziger Tropfen Regen mehr. Bei Sandböden war das ein Desaster – die Reben bekamen Trockenstress. Bei Lehmböden, wie wir sie in den besten Lagen des Médoc und Pomerol haben, oder auf reinem Kalkstein, wie oft in Saint-Émilion, war das überhaupt kein Problem. Am linken Ufer fielen dann Mitte August circa 80 Millimeter Regen. Ende August nochmal 15 Millimeter. Danach war es den ganzen September über trocken. Also ziemlich perfekte Bedingungen für hervorragendes Terroir, perfekte Bedingungen für hohe Reife und satte Tanninwerte, bei recht moderater Säure. Clerc Milon ist in der Regel der bessere Zweitwein von Mouton Rothschild, weil Clerc Milon so unglaublich viel Ähnlichkeit hat, für einen Bruchteil des Preises. Der Wein hat 2020 eine sehr parfümierte Nase. Schon erstaunlich, wie hochintensiv floral der Wein daherkommt. Veilchen, Rosenblätter und dann sehr viel provenzalische Gewürze. Thymian und Estragon, sehr schick, dahinter schwarze Kirsche. Fein verwoben, komplex, dahinter viel Stein. Im Mund Schwarzkirsche und schwarze Lakritze, die allerdings nicht scharf ist, sondern eher intensiv. Schöne Süße zeigend, langer Geradeauslauf mit süßer Brombeere und etwas Blaubeere. Aber die Schwarzkirsche dominiert am Ende. Dann kommt erst im Finale Cassis mit etwas Akazienhonig und Karamell. Schöne Süße mit dem tollen Tannin-Grip. Das Tannin ist total geschliffen, wie bei allen gut gelungen Weinen in diesem Jahr. Fast nicht spürbar als Gerbstoff, sondern nur als Stütze. Trotzdem ist der Wein nicht zerfließend, ist nicht breit und langweilig, sondern sehr strukturiert, sehr geradeaus. Für mich ein ganz großer Clerc Milon wie 2019, ein sehr gelungener, harmonischer Clerc Milon. 96-98/100