Chateau Clerc Milon Rothschild 5eme Cru 2022

Chateau Clerc Milon Rothschild 5eme Cru 2022

Zum Winzer

97–98+
100
2
Cabernet Sauvignon 59%, Merlot 32%, Cabernet Franc 8%, Carmenere 1%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2033–2061
Verpackt in: 3er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 97–98+/100
Terre de Vins: 98/100
Falstaff: 96/100
VVWine: 95–97/100
Suckling: 95–96/100
Gerstl: 19/20
6
Frankreich, Bordeaux, Pauillac
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Clerc Milon Rothschild 5eme Cru 2022

97–98+
/100

Lobenberg: Die Assemblage besteht 2022 aus 59 Prozent Cabernet Sauvignon, 32 Prozent Merlot, acht Prozent Cabernet Franc und ein Prozent Carménère. Der Alkoholgehalt liegt bei 14,5 Volumenprozent, der pH-Wert bei 3,83. Ausgebaut in 45 Prozent neuen Barriques. Die Nase erstaunlich direkt. Pauillac voll in die Nase – Pauillac, wie es nicht mehr Pauillac sein kann! Das erstaunt mich sehr in diesem doch sehr oft weichgespülten Jahrgang. Schon die Nase hat Persönlichkeit, sie singt und hat Druck. Schwarzbrot und Brombeere, dazu Cassis, viel Lakritze und Veilchen. In dieser maskulinen Ausprägung klassisch Pauillac. Auch im Mund kracht es sehr – das ist ja faszinierend! Ich habe schon gedacht, dass das Maskuline in diesem Jahrgang ausgestorben ist. Hier gar nicht. Tabakkiste, kubanische Zigarren, viel Lakritze, frisches Holz und geflämmtes Fleisch. Druck in schwarzer Frucht, in Cassis und Brombeere. Durchaus den guten Touch maskuliner Sprödigkeit aufweisend, den ein guter Pauillac nun mal hat. Und trotzdem hat der Wein eine sehr harmonische Balance. Das passt sehr! 2022 vereint das Beste aus both worlds: Maskulines Pauillac mit superweichem, harmonischem Tannin aus 2022. Sehr gelungener Wein und großer Clerc Milon! 97-98+/100 *** Clerc Milon gehört zu Mouton Rothschild. Es liegt direkt neben Mouton und Lafite-Rothschild. Die 30 Hektar Weinberge sind mit über 45 Jahre alten Reben bestockt.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

98
/100

Terre de Vins über: Chateau Clerc Milon Rothschild 5eme Cru

-- Terre de Vins: Alle Indikatoren für einen großen Wein laufen auf absolute Verführung hinaus. Seine fleischige Textur verleiht ihm eine besondere Rasse, die an die Seide eines Baiser-Geräts erinnert, mit einem Volumen, das sich vom Auftakt bis zum Abgang entfaltet. Die Assemblage ist das Ergebnis einer strengen Auswahl, um ein schlankes Gebäude zu errichten, das eine reiche Aromenpalette aus Pflaumen und schwarzen Kirschen sowie süßen Noten von Havanna und Zigarrenkiste beherbergt. Seine vollendeten, lockeren Tannine begleiten das saftige und saftige Gefühl, das Finale ist mit einem würzigen Glanz versehen. 98/100

96
/100

Falstaff über: Chateau Clerc Milon Rothschild 5eme Cru

-- Falstaff: Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Reife schwarze Kirschen, ein Hauch von Cassis und Feigen, ein Touch von kandierten Orangen. Straff, Brombeeren, feine Kirschfrucht, feine, integrierte Tannine, angenehme Frische, elegant und lange anhaftend, zarte Extraktsüße im Finale, zeigt Länge und Potenzial. 96/100

95–97
/100

VVWine über: Chateau Clerc Milon Rothschild 5eme Cru

-- VVWine: Feinduftig und frisch, mit dezenter Würze, einer herrlichen Floralität, Veilchen, blonder Tabak sowie schwarze Kirschen und Johannisbeeren, ein Gedicht. Im Gaumen frisch, top strukturiert, kein Gramm Fett, viel Eleganz in diesem Wein, die Dichte, die Präzision der Tannine, die Balance aus Struktur und Frucht, beeindruckend. Ein Wein mit Rasse und Charme. 95-97/100

95–96
/100

Suckling über: Chateau Clerc Milon Rothschild 5eme Cru

-- Suckling: Focused and bright with plenty of fruit but oranges and minerals in the mid-palate. Really fresh with a fresh bitterness. 95-96/100

19
/20

Gerstl über: Chateau Clerc Milon Rothschild 5eme Cru

-- Gerstl: Wie gewohnt präsentiert sich der Clerc Milon mit einer unvergleichlich strahlenden Eleganz und Feinheit. Ein Duft voller Präzision und perfekt bis ins kleinste Detail. Der Pauillac-Duft mit seiner herrlichen Graphitnote und einem zart kühlen Hintergrund zaubert einem ein Lächeln aufs Gesicht. Sehr saftig und mit viel nobler Kirschenfrucht präsentiert sich der Wein im Auftakt. Das ist ein Geschmack voller Noblesse und Eleganz. Der Wein tänzelt über den Gaumen und spielt seinen unwiderstehlichen Charme und seine ganze Genialität aus. Feinheit und geballte, reife Frucht geben hier den Ton an. 19/20

Mein Winzer

Clerc Milon Rothschild

Direkt neben Mouton-Rothschild und Lafite-Rothschild liegt Château Clerc-Milon-Rothschild. Das Gut, ein fünftes Cru in der Klassifikation von 1855, wurde 1970 von dem mittlerweile verstorbenen Baron Philippe de Rothschild erworben.

Chateau Clerc Milon Rothschild 5eme Cru 2022