Lobenberg: Chateau Charmail liegt ganz im Norden, der direkte Nachbar von Sociando Mallet, den er seit vielen Jahren überflügelt hat. Phelan Segur zur anderen Seite. Eine überwiegend auf Merlot basierende Cuvée, die in warmen Jahren mit zu dem Besten gehört, was das Haut Medoc zu bieten hat. Er ist in der direkten Verfolgerschaft mit Haut Maurac, du Retout, alle jagen sie der Spitze um Château Carmenère und Clos Manou nach. Auf jeden Fall ist das schon die Oberliga des Haut Médoc. Die Nase ist sehr schwarzbeerig, intensiv und reif, dabei ganz weich, die Lakritze ist sehr gemäßigt, die Veilchen sind nicht so sehr drückend, leichte Rosenblätter. Eine schöne Süße ausstrahlend, aber eben auch eine gute Feinheit in den Tanninen signalisierend. Ein wirklich schicker, toller, aromatischer Mund, die Augen ziehen sich zusammen ob der Intensität und gleichzeitig dieses viele Salz und diese Länge. Kirsche, Cassis und Brombeere bleiben sehr fein, nichts wird zu fett, zu üppig, der Wein ist ganz reif, aber nicht überreif. Der Alkoholgehalt, der sicherlich hoch sein wird in diesem Jahr ist nicht zu spüren, die Balance ist da. Das ist ein Charmail, der ein würdiger Nachfolger der großen Weine aus 2010 und 2016 ist. Der vielleicht ob seiner Reife und seiner Intensität noch besser werden mag, der noch mehr Wucht aufbauen wird. Für Charmail ein großer Wein, eine Ode an die Freude und an den hedonistischen Genuss in dieser Opulenz. 94-95+/100