Lobenberg: Chateau Carmenere, im obersten Bereich des Medoc gelegen, ist inzwischen drei Jahre im Besitz einer optischen Nachsortiermaschine, die im oberen Qualitätsbereich schon länger bekannt ist. Lasergesteuerte Aussortiermaschine per Luftschuss. Diese gebrauchte Maschine kommt von Ducru Beaucaillou, die sich neuere Technik gekauft haben. Dies führt, zusätzlich zur händischen Auslese, zu weiteren 10% Ausschuss nicht vollreifer Beeren. Die Perfektion schreitet weiter voran. Extreme Weinbergsarbeit in Verbindung mit einer extremen Handauslese mit nachträglicher optischer Auslese. Das Beerenmaterial ist schon außerordentlich. Der Jahrgang 2016 war deutlich unproblematischer, trotz der Trockenperiode im Sommer und der Feuchtigkeit bis im Juni. Die Gesamterntemenge ist 45 Hektoliter pro Hektar. 45% Cabernet Sauvignon, 35% Merlot, 10% Carmenere. Eine Rebsorte, die in Europa fast ausgestorben ist. Hier in Bordeaux, ein wenig in Italien, und noch mehr in Südamerika beheimatet. Trotz der Beratung durch Eric Boissenot, der ein Verfechter der großen Frische ist, hat man hier erst relativ spät gelesen. Am 08. Oktober fing man mit der Lese des Merlot, am 12. Oktober mit Petit Verdot und erst nach dem 15. Oktober mit der Cabernet Sauvignon an. Die Erträge sind auch relativ unterschiedlich, je nach Dichtpflanzung und Pflanzalter. Cabernet und Carmenere sind nur etwas über 30 Hektoliter pro Hektar. Hier wird der Weinberg in bis zu 70 kleine Plots und Fermentationsbehälter aufgeteilt. Das Ganze geschieht im Zement und der Ausbau zu 50% in neuen Barriques. Die Fermentation geschieht bei kleinen Chargen auch in 400 Liter Tonneau. Die Nase des 2016er erstaunt mich dann aber schon, speziell bei diesem önologischen Berater, der persönlich anwesend war bei unserer Verkostung. Dieser Verfechter der Frische präsentiert hier eine erstaunlich reife Komposition. Die Nase: Dunkle Zwetschge, Pflaume, süße Maulbeere, ganz süße Schwarzkirsche, fast ein bisschen Amarena. Etwas rosiniert das Ganze. Mit etwas Luft stellt sich dann aber doch eine erhabene, frische, schicke Art ein. Was erst nur Rosine und dunkle Pflaume war, wandelt sich Stück für Stück zu schwarzer Kirsche. Ganz erhaben, ganz schick. Nichts Maskulines. Die Würze liegt ganz fein darüber. Der Mund entspricht eher dem südlichen Medoc. Eher Margaux denn der Typizität des Nordens. Es ist nicht Saint Estèphe, es ist nicht diese maskuline Art wie Clos Manou oder Charmail. Wir haben Fülle und trotzdem Frische und vor allem Feinheit. Die Cabernet ist sehr geschliffen, sehr poliert. Das Ganze schwingt fein und endet in einer sehr eleganten, sehr feinen Mineralität. Sattes Tannin, total poliert. Wir sind deutlich stylischer, geschliffener und präziser als 2015. Nicht besser, aber klarer, eindeutiger im Geradeauslauf. Das ist selbstverständlich dem Jahrgang geschuldet. In Summe ist 2015 zu 2016 gleichwertig, aber im Charakter sehr unterschiedlich. Dieses Plus an Charme, an süßer Opulenz von 2015 hat 2016 dann im stylischen, präzisen Geradeauslauf. Und 2016 wird eindeutig länger halten. Ich bewerte beide Jahrgänge, die ich noch einmal verkoste, gleich, und es ist zusammen oder nach Clos Manou und knapp vor Haut Maurac und Charmail das Beste, was der Norden zu bieten hat. Ein Muss Kauf für kleines Geld. 95-98/100