Lobenberg: 31% Cabernet Sauvignon, 60% Merlot, 9% Carmenere. Chateau Carmenere ist nun mehr im zweiten Jahrgang in Besitz einer optischen Nachsortiermaschine, eine aus dem Bereich des Tees schon lange bekannte, lasergesteuerte Luftschuss-Aussortiermaschine. Sie haben die gebrauchte Maschine von Ducru Beaucaillou gekauft, die sich die neuere Technik gekauft haben. Das führt, obwohl die händische Auslese schon perfekt ist, am Ende dann doch noch zu 8-10% einer nachträglichen Auslese, während die Beeren im Fall vom Sortierband runterkommen. Das ist auch eine Erklärung dafür, warum die Perfektion auf Carmenere weiter voran schreitet. Extreme Weinbergsarbeit in Verbindung mit einer extremen Handauslese mit nachträglicher optischer Auslese. Das Beerenmaterial ist schon außerordentlich. 2015 zeigt in Summe einen ähnlichen Finesseansatz wie 2014, hat nur etwas mehr profunde Frucht, etwas mehr Dichte und auch etwas mehr Tannin. Es ist eine Plus-Version des 2014er. Er hat die Merlots zwischen dem 28. September und 2. Oktober geerntet, Cabernet Sauvignon erst nach allen Regenfällen am 14. und 15. Oktober, Petit Verdot auch am 14. Oktober und die Carmenere erst am 16. Oktober, also in Summe für diesen Jahrgang eine sehr späte Lese. Die Erträge schwanken zwischen 35 Hektoliter bei Cabernet, 34 für Carmenere, 47 Hektoliter für Petit Verdot und 45 für Merlot. Er teilt die Weinberge in 70 verschiedene kleine Plots auf und hat dementsprechend 70 kleine Fermentationsbehälter. Die Fermentation ist mit selektierter Hefe, das Ganze im Zement und der Ausbau wird zu 50% im neuen Barrique gemacht und zu 50% im gebrauchten Barrique. Die Fermentation geschieht allerdings nicht nur im Zement, sondern auch im 400l Tonneau. Carmenere 2015 ist für mich der Eintritt in eine neue Welt in diesem Château. Noch nie gab es diese hochintensive, dichte, fast überwältigende Kirsche. Das ist auch nicht mehr burgundisch, das ist schwarze Kirsche, süße rote Kirsche, alles in unendlicher Dichte. Eine Charmewolke, das Ganze mit feiner Aprikose, Pfirsich und auch mit Mango unterlegt. Auch der Mund zeigt dieses Potpourri aus Kirsche, auch gelbe Frucht, sehr fein, eine Delikatesse und sehr viel feiner, als die üppige Nase vermuten ließ. Das Ganze ist total verspielt und wir sind im Mund doch wieder etwas näher beim wunderbaren Finesse-Wein 2014, und trotzdem haben wir eine süße Dichte darunter. Das Ganze ist delikat und trotzdem dicht und fokussiert. Langsam kommt Johannisbeere dazu, Sauerkirsche, helle Erde, sehr fein im Finale, in dem dann auch die rote Kirsche wieder hochrollt. Ein Wein für die Freude, ein Wein der mindestens auf dem gleichen Level wie Château du Retout oder auch Cambon La Pelouse ist, eher sogar überlegen, fast noch Haut Maurac übertreffend, weil einfach noch feiner? Ein Top-Wert und ein perfekter, finessenreicherer Verfolger von Clos Manou im Medoc und Haut Medoc. 95-96/100