Lobenberg: 68% Merlot, 20% Cabernet Franc, 12% Cabernet Sauvignon. Bellefont-Belcier war wie viele Pomerol und Saint-Émilion Weingüter 2015 extrem begünstigt vom Wetter. Ein warmer, zum Teil heißer Sommer wurde immer wieder unterbrochen von kleinen Schauern. Es gab kaum Trockenstress. Der August wurde dann kühl und der September noch kühler mit kalten Nächten. Die Säure wurde bewahrt und das Ganze wurde perfekt reingebracht. Ein archetypischer Sommer-Herbst Verlauf. Die große Harmonie des Jahrgangs spiegelt sich hier wider. Komplett entrappt und spontan in großen Betoneinheiten und Barriques vergoren, welche währenddessen verschlossen werden, hinterher wird alles assembliert. Der Ausbau erfolgt in 80% neuen Barriques. Die Pflanzdichte liegt bei 7000 Stöcken pro Hektar und wird weiter Richtung 10000 bewegt. Alles im Weinberg geschieht in Handarbeit. Die Exposition von Bellefont-Belcier mit ihren 13 Hektar Rebbergen ist komplett Süd mit einer leichten Amphitheater-Optik. Die direkten Nachbarn sind Larcisse Ducasse und zur anderen Seite Tertre Roteboeuf. Also bestes Terroir. Der Untergrund ist purer Kalkstein, darauf etwas Lehm und etwas Kies. Die Vergärung erfolgte bei 28-30 Grad, danach verblieb der Saft noch ungefähr 6 Wochen auf der Schale. Eine Prozedur, die wir auch schon vom Revoluzzer auf Château Tour Perey kennen. Die Nase ist deutlich von der reifen Cabernet geprägt. Keinerlei Paprika, aber ein immenser Ansturm reifer Cassis, Johannisbeere, Brombeere und Maulbeere. Er ist so anders, als der zuvor verkostete Beauregard in Pomerol, welcher voll auf Kirsche und Pflaume lief. Der Bellefont-Belcier kommt mit einer unglaublichen Feinheit und gleichzeitig sehr profunden Fruchtdichte daher. Aber schon in der Nase sind die Tannine butterweich geschliffen. Das Ganze tänzelt und ist doch immens in der reichen Duftigkeit. Der Eintritt in den Mund ist gewaltig. Aber nicht gewaltig wie in den Jahren 2009 und 2010, sondern gewaltig in seiner unheimlich cremigen, seidigen, und doch präsenten Tanninbetonung. Die Tannine sind so ungeheuerlich fein und doch so gegenwärtig. Das Ganze begleitet von dieser immensen salzigen Cassis-Spur. Der Wein ist fast explosiv im Mund, die Augen ziehen sich zusammen und alles wird berührt. Wir haben die unendliche Feinheit aus 2014 mit einem so ausgeprägten Turbolader an reicher Frucht bei gleichzeitig noch größerer Frische und mehr Feinheit der Gerbstoffe. Das Ganze ist mit wunderbarer Säure unterlegt. Das ist eine große Köstlichkeit vom ersten Tag an und das wird über Jahrzehnte auf diesem Level bleiben. Überraschende ist, dass wir anders als 2014, hier weniger auf Erd- und Himbeere sind. Wir haben intensivere Cassis, Brombeere und Maulbeere. Wir haben einfach eine feine Frucht mit Turbolader. Von daher ist der Charakter dieses, in der Eleganz 2014 durchaus ähnlichen Jahrgangs, in der profunden Frucht unterschiedlich. Zwei Finessejahrgänge. 2014 fein und schwebend, der 2015er dazu noch unglaublich druckvoll, schiebend und trotzdem butterweich und superelegant. Ich bin sehr froh, dass ich 2015 vor Ort probieren darf. Das ist an unserem dritten Probentag wirklich der Start in ein fast abenteuerlich gutes Jahr. 96-97+/100