Lobenberg: Das Haut Medoc Chateau liegt direkt neben Chateau Lagrange, Saint Julien, und ist seit vielen Jahren der eigentlich bessere Saint Julien. Seit etwa 10 Jahren wird kräftig in den Weinberg investiert. Das Haus gehört zur Champagner Familie Thienot. Chateau Belgrave hat 54 Hektar an Weinbergen in Produktion. 69% Merlot, 28% Cabernet Sauvignon und 3% Petit Verdot. Die Zielsetzung aller Top-Chateaus auf dem Plateau, von 10000 Stöcken pro Hektar, ist hier schon erreicht. Der Ertrag liegt bei unter 500 Gramm je Weinstock. Kiesböden mit Lehm, identisch wie beim Nachbarn Chateau Lagrange. Überwiegend biologische Arbeit im Weinberg. Spontane Vergärung, Ausbau in überwiegend neuem Holz. Eines der wenigen als Cru klassifizierten Weingüter des Haut Médoc. In kühlen Jahren im Mittelfeld schwimmend, in warmen Jahren durchaus in die Oberliga aufsteigend. Da bin ich mal gespannt wie er sich schlägt in den Reihen von Clos Manou, Carmenere, Charmail, Du Retout, Doyac und Haut Maurac. Wir haben hier großes Potenzial, weil die Reben auf bestem Saint Julien Terroir stehen, direkt an der Grenze ist der Nachbar Ch. Lagrange. Und für mich ist Belgrave eigentlich oft der bessere Saint Julien, der Lagrange überlegene Wein, weil hier einfach mit Dichtpflanzung und der Weinbergsarbeit so viel geleistet wird. In guten Jahren also der Saint Julien im Haut Medoc. Die Nase ist entsprechend des Terroirs eben auch deutlich in der roten Frucht angesiedelt. Dazu aber diese enorm hohe Reife des Jahrgangs 2018, fast gekochte Frucht, dazu Backpflaume, eine rote Grütze aus Maulbeere, Blaubeere, Brombeere, Schwarzkirsche, dazu Veilchen und Rosenblätter, etwas Mango. Kräuter der Provence, helle Lakritze, sehr duftig, sehr komplex. Der Mund ist extrem tanninreich, aber das Tannin ist total seidig, total poliert. Nichts kommt fett rüber, alles ist tänzelnd, aber hochintensiv. Alle Früchte stehen hinter diesem Tannin zurück, aber gleichzeitig hinter dieser enorm seidigen Harmonie. Ein Wein mit schöner Länge und grandioser Balance. Und er kann sich neben den Topweinen des Haut Médoc durchaus sehen lassen, weil er eben in diesem auch rotfruchtigen Bereich des Saint Julien liegt, weil er seine eigene Stilistik mitbringt. Wenn Du Retout in Wirklichkeit ein Margaux des Haut Médoc ist, so ist Belgrave eben ein Saint Julien des Haut Médoc. Und die im Norden angesiedelten Château Doyac und Haut Maurac sind in Wirklichkeit Saint Estèphe Stilistiken, das ist schon sehr lustig in dieser Appellation, die so heterogen ist, weil sie eben so viele verschiedene Charakteristiken hat. Belgrave gehört auf jeden Fall mit in die vordere Reihe der Weine des Haut Médoc, auch wenn er die absolute Spitze um Clos Manou nicht erreichen kann. 95+/100