Lobenberg: Das Haut Medoc Chateau liegt direkt neben Chateau Lagrange, Saint Julien, und ist seit vielen Jahren der eigentlich bessere Saint Julien. Seit etwa 10 Jahren wird kräftig in den Weinberg investiert. Das Haus gehört zur Champagner Familie Thienot. Chateau Belgrave hat 54 Hektar an Weinbergen in Produktion. 69% Merlot, 28% Cabernet Sauvignon und 3% Petit Verdot. Die Zielsetzung aller Top-Chateaus auf dem Plateau, von 10000 Stöcken pro Hektar, ist hier schon erreicht. Der Ertrag liegt bei unter 500 Gramm je Weinstock. Kiesböden mit Lehm, identisch wie beim Nachbarn Chateau Lagrange. Überwiegend biologische Arbeit im Weinberg. Spontane Vergärung, Ausbau in überwiegend neuem Holz. Das ist eine unglaublich spannende Verkostung, da das Haut Medoc im Jahrgang 2016 so unglaublich gut performt. Wir haben im Norden mit Clos Manou, Carmenere, Charmail und Haut Maurac vier echte Stars des Jahrganges. Auch unten im Süden bei Margaux performten Du Retout und Cambon la Pelouse nebst Clement Pichon ganz überragend. Und im Grunde sollte jetzt mit Belgrave vom Terroir und der Arbeit her der Superstar neben Clos Manou im Glas sein. Die Nase ist reich und dicht. Voller Harmonie. Satte Kirsche, auch schwarze Frucht darunter. Beerig, aber nicht fett. Eher fein, dicht, sehr reich. Feine Lakritze neben dieser reichen, dunklen Beerenfrucht und schwarzer Kirsche. Der Mund ist sehr dicht und mit total polierten Tanninen. Keinerlei Härte, aber hohe Intensität in Sachen Gerbstoff. Wunderbare Frische mit einem langen, kirschigen, mineralisch salzigen Zug, der über Minuten anhält. Ich bin begeistert von diesem Belgrave, der so fein ist, der so gar keine Rustikalität enthält, aber trotzdem das Terroir von Saint Julien so gut widerspiegelt. Im Grunde ist dies ein perfekterer Saint Julien als der direkte Nachbar. Es ist vom Stil auch irgendwie der deutlich bessere Langoa Barton. Wir können ihn mit normalen Haut Medoc Maßstäben nicht messen, und auch wenn er sich dem nördlicheren, Pauillac-artigen Clos Manou beugen muss, ist es ein ganz großer Belgrave. Ziemliche Perfektion in dichter, würziger Kirsche, Lakritze, Jasmin, Eukalyptus. So schick, so lang. Die Salzmenge mit der frischen Zwetschge schwappen wieder hoch. Der Wein kommt immer wieder hoch in seiner dichten Finesse. Das ist der beste Belgrave, den ich je probiert habe. Und es ist im Haut Medoc zusammen mit Clos Manou, und wahrscheinlich noch vor Carmenere und Haut Maurac, der allerdings auch deutlich günstiger ist, der beste Wein aus dem Haut Medoc. Und wie ich schon sagte: Im Grunde ein Saint Julien, der als Verfolger der Leoville Barton, Leoville Poyferré durchaus geeignet wäre vielen Saint Juliens durchaus den Rang abzulaufen. Nach dem hochanständigen 2015 ist 2016 wirklich eine andere Liga. 96-97/100