Lobenberg: Dieses fast riesige Weingut mit 23,5 Hektar Rebfläche liegt als direkter Nachbar von Château Ausone an perfekter Stelle in Saint-Émilion. Früher hieß es Château Belair. DER Gegenspieler von Château Ausone. Irgendwo kabbeln sie sich immer, Ausone, Belair Monange, danach Beausejour Duffau, manchmal Canon. Das sind die wirklich großen Namen hier oben an der Kante. Direkt darunter liegt dann Château Coutet. Die Reben sind 25 bis 30 Jahre alt – also gar nicht so alt. Dichtbestockt, neu gepflanzt. 98 Prozent Merlot und zwei Prozent Cabernet Franc. Also fast reinsortig Merlot. Es ist komplettes Kalksteinplateau an den Hängen, mit einer leichten Auflage aus blauem Lehm. Der Wein wird mehrfach vor- und dann noch einmal per Lasertechnik optisch nachsortiert. Komplette Entrappung. Die Vergärung dann temperaturreguliert im Beton, der Ausbau für 18 Monate im französischen Barrique, 50 Prozent Neuholz. Die Geschichte von Château Belair Monange geht zurück bis in römische Zeiten. Es liegt auf dem höchsten Punkt Saint-Émilions. 1855 war das Weingut in den wichtigsten Veröffentlichungen das führende Weingut von Saint-Émilion überhaupt. Château Belair Monange, das lange Zeit im Besitz von einem früheren Ausone-Partner war, wurde 2008 von Jean-Pierre Moueix gekauft und massiv renoviert, hauptsächlich in den Weinbergen. Ein Teil dieses Weinguts hieß früher Magdelaine. Mit Zustimmung der INAO wurden beide Teile dann zusammengefasst zu Belair Monange. Monange war der Geburtsname der Mutter von Jean-Pierre Moueix. Der 2020er Belair Monange wurde in der dritten Septemberwoche gelesen. Diesem Weingut kommt 2020 extrem entgegen. Es gab auf diesem Untergrund überhaupt keinen Trockenstress. Der Jahrgang, in seiner immensen Reife und Feinheit, unterstützt diesen Wein komplett. Was so schön ist: Es gibt kaum Holzeinflüsse bei den besten Erzeugern. Alle wechseln inzwischen auf größere Fässer, auf gebrauchte Barriques. Dieser Belair Monange ist eine immense Duftwolke an schwarzer Kirsche. Mit viel Veilchen, etwas Pfirsich und Aprikose dahinter. Reich, fein und schwebend. Trotzdem üppig, nur nicht fett. Im Mund unglaublich viel Zug. Wow, da rollt sich die Zunge, die Augen werden schmal. Der Wein hat eine unglaubliche Frische in der hochreifen Frucht. Salz am Ende, Schoko, Lakritze, Power, Druck. Irre Vibration. Alle großen Weine von Moueix – angefangen von La Tour à Pomerol bis Trotanoy und La Fleur-Pétrus – brauchen ein langes Flaschenlager, um diese Süße und Üppigkeit zu verdauen, um ihre Feinheit auszuspielen. Denn fein sind die Weine von Moueix in 2020. Das ist schon ganz großes Kino. 99-100/100