Lobenberg: Die Weinbergsbearbeitung geschieht biologisch-organisch. Das Weingut vergärt ausschließlich spontan mit natürlichen Hefen. Die Weine werden sofort nach der alkoholischen Vergärung, die komplett ohne Maischestandzeit und ohne Schalenkontakt erfolgt, in Barriques überführt, in denen dann die malolaktische Gärung stattfindet. Die Village und 1er Crus werden zu einem geringen Teil im neuen Holz auf der Feinhefe ausgebaut, manchmal findet eine Batonnage statt. Das ist eine Quasi-Monopol-Lage (99 Prozent Besitzanteil) von Marc Morey, die biodynamisch bewirtschaftet wird. Eine der höchsten Lagen von Chassagne, am Waldrand auf dem Weg nach Santenay gelegen, sehr speziell und einzigartig. Das ist DER Chassagne-Montrachet überhaupt. Sowohl von der Höhe als auch von der Klasse ist das einer der genialsten Weinberge in Chassagne. Das ist Chassagne mit der Größe eines Meursault-Perrières und eines Puligny-Pucelles, aber mit viel mehr Elektrizität und Vibration. Virondot ist ein Ponyhof, hier geht schon mächtig die Post ab. Das hat Grand Cru Charakter, aber auf eine ganz spezielle Art. Hohe Intensität, sehr steinige Nase, ein Hauch Stachelbeere, weiße und schwarze Johannisbeere, etwas ganz helles Süßholz, aber allein auf die Aromatik beschränkt, von der Struktur total schlank und präzise. Sehr direkt, unverblümt taktgebend, aber doch so schwebend fein, unglaublich delikat, auf Fleur de Sel und grünlich angehauchter Zitrusfrucht entlang tänzelnd. Yuzu, Salzzitrone, Limettenzeste, etwas im Mund platzende Mandarine im Nachhall. Ultrakleine Erträge mit einer so geradlinig durchziehenden Frische von Grapefruit und Bitterorange. Das Ganze gemischt mit kreidigen Tanninen. Alles miteinander um die Vorherrschaft kämpfend. Unglaublich elegante Länge und Struktur. Immer wieder Struktur und Geradeauslauf. Ein drahtiger, schlanker, delikater Riese. Elektrisierend! Für mich ein ganz großer Wein in einem großen Weißweinjahr. 95-96+/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.