Lobenberg: Die Weinbergsbearbeitung geschieht biologisch-organisch. Das Weingut vergärt ausschließlich spontan mit natürlichen Hefen. Die Weine werden sofort nach der alkoholischen Vergärung, die komplett ohne Maischestandzeit und ohne Schalenkontakt erfolgt, in Barriques überführt, in denen dann die malolaktische Gärung stattfindet. Die Village und 1er Crus werden zu einem geringen Teil im neuen Holz auf der Feinhefe ausgebaut, manchmal findet eine Batonnage statt. Les Caillerets, eine Bezeichnung, die es auch im benachbarten Volnay gibt. Sie bezeichnet diese weißen Steine, die das Terroir bilden auf hellem Kalksteinuntergrund. Eine duftige, weiße, blumige Nase mit Kreide. Sahnig und trotzdem straff. Die Nase zeigt sowohl diese Intensität aus dem Gestein, wirkt sehr kreidig und strukturiert, ist aber überhaupt nicht karg oder abweisend. Nein, sie nimmt den Genießer in den Arm, zeigt auch viel hellfruchtige Cremigkeit. Sehr texturiert, griffig, schöne Länge, der bisher harmonischste und balancierteste Chassagne des Hauses am heutigen Verkostungstag, weil er ähnlich viel Schmelz hat wie Morgeot, aber auch etwas mehr von der Pikanz und salzigen Frische wie sie die kargen Hochlagen Virondot und Vergers auszeichnet. Ganz famoser Geradeauslauf mit Salz und Kalkstein, trotz der Reichhaltigkeit. Auch schöne Frucht mit Netzmelone und weißem Pfirsich, etwas Birne und grüner Limette als Beiwerk. Lang, dicht und vor allem sehr harmonisch. Das ist der Wein aus Chassagne, der einem Puligny-Montrachet am ähnlichsten kommt bei Marc Morey. Wenn wir den Vergleich mit dem Chablis bemühen wollen kommen wir hier mehr zu einem Les Clos als zu einem Les Preuses. Harmonie, Volumen und Präzision in einem sehr komplexen Wein. 95-96+/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.