Lobenberg: Pio Cesare war einer der ersten Chardonnay-Pioniere im Piemont. Die Reben stehen in Barbaresco und wurden 1991 gepflanzt. Zunächst 1,5 Hektar, inzwischen sind es 3,5 Hektar. Von Anfang an war dieser Wein als Single-Vineyard Chardonnay konzipiert. 2000 wurde dann auch ein bisschen Chardonnay in Serralunga gepflanzt, der hier auch dazugegeben wird. Die Entwicklung des Chardonnays wurde mit Hilfe der Freunde vom Weingut Robert Mondavi eingeleitet. Diesen Einfluss spürt man auch deutlich. Anders als bei Aldo Conterno oder Gaja haben wir hier einen relativ starken Holzeinfluss. Die Fermentation wird im Stahl gestartet, nach einem Tag wird der Most in Barriques überführt. Der Wein ist zunächst komplett im gebrauchten Holz fermentiert und ausgebaut. Nach neun Monaten kommt der Wein in andere Barriques, ein Drittel neu, ein Drittel Zweitbelegung, ein Drittel Drittbelegung. Danach bleibt der Wein weitere 10 Monate bis ein Jahr auf der Flasche, bis er auf den Markt kommt. Deutliche Holznote in der Nase. Schon ein US-Touch. Sehr weich, eher USA als Burgund. Hohe Intensität. Vanille, reife Quitte, reife Williams Birne. Dann kommt ein bisschen weißer Pfirsich. Trotz des Holzeinflusses ein sehr schöner und charmanter Wein. Es werden nur 10.000 Flaschen produziert. Im Mund hat der Wein deutlich mehr Grip als in der Nase. Schöne Länge, Mineralität zeigend. Das Barbaresco-Terroir kommt durch, feine Salzspur. Sicherlich für fast zwei Minuten stehend. Guter Nachhall. Ein moderner Chardonnay, aber trotzdem mit persönlichem Kick. Gefällt mir sehr gut, ohne, dass er ganz groß ist. 94/100
Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.