Chardonnay Herrenstück 2021

Holger Koch Chardonnay Herrenstück 2021

Zum Winzer

94+
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2032
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
3
Lobenberg: 94+/100
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay Herrenstück 2021

94+
/100

Lobenberg: Der Hang vom Herrenstück ist die Ortslage, direkt vor dem Weingut von Holger Koch. Drei reservierte Paarzellen sind für den Herrenstück. Sehr steiler Hang in einem engen Tal. Alles ist sehr gut belüftet. Gleichzeitig haben wir einen Südhang, das heißt es besteht das Spiel zwischen der Kühle sowie der Sonneneinstrahlung durch die Exposition. Kühlere Nächte, heiße Tage. Eine dünne Lössauflage von unter 5 Metern komplett auf Vulkangestein. Die alten Reben erreichen dieses Vulkangestein, was sich in der Mineralik ausdrückt. Hier sind bis zu 20 Prozent Maischevergärung mit drin, um mehr Struktur zu bekommen. Durch den Schalenkontakt bekommen die Weine eine tolle Struktur, die die Spezialität von Holger Koch ist. Dazu der Ausbau im größeren Holz, überwiegend 1200 Liter Stockinger und ein paar 500 Liter Fässer. Die Parzelle aus dem der Chardonnay Herrenstück gewonnen wird heißt Amerika. Aus der Historie heraus, weil der Weinberg so weit weg ist und man so lange laufen musste, um ihn zu erreichen. Man sagte: „Wir laufen nach Amerika.“ Und die Parzelle davor heißt Ozean. Also man muss durch den Ozean laufen, um nach Amerika zu kommen. Die Altvorderen hatten schon den Schalk im Nacken. Der Weinberg liegt in der Ihringer Gemarkung. Ein tendenziell immer spätreifender Weinberg. Das liegt daran, dass die Sonne erst am sehr späten Vormittag den Weinberg erreicht. Das ist in warmen Jahren ein riesiger Vorteil. Kann aber in feuchten/kühlen Jahren auch ein Nachteil sein. Durch die große Kühle wird er als letztes gelesen. Diese Lage Amerika mit der größeren Frische sieht Holger Koch eigentlich als die Zukunft an, denn die ganz heißen Lagen wie Schlossberg werden von Jahr zu Jahr mehr Hitzeprobleme bekommen. Feine Frucht mit hoher Intensität, schlanke grüne Birne, Mirabelle, Limettenzeste, Kreidestaub. Insgesamt sehr stimmig ohne viel Frucht im Vordergrund, eher elegant und fein auf Hefe und Stein laufend. Das Holz ist sehr dezent, denn es ist großes Holz, Stockinger Stückfässer, keine Barriques. Auch am Gaumen reduzierte, helle und kristalline Frucht mit feinem Hefepolster, Apfelblüte, saftiger grüner Apfel. Schöne Frische, schöne Struktur zeigend. Im Mund sehr konzentriert und nobel, konzentriert, fein, sehr harmonisch. Ein großartiger Wein. 94+/100

Jahrgangsbericht

Mit den letzten Jahrgängen im Hinterkopf antizipierten die Winzer wie gewohnt einen eher trocken-warmen Witterungsverlauf. Doch 2021 machte recht schnell klar: nicht mit mir! Austrieb und Blüte waren bereits von ungewöhnlich nordisch-rauem Wetter begleitet und im Vergleich zu den Vorjahren »relativ spät« – im langjährigen Mittel also quasi normal. Die meisten deutschen Weinberge blieben von Frost verschont. Die recht harsche Witterung sorgte jedoch nahezu überall für Ertragseinbußen durch die windige, verregnete und dadurch unregelmäßige Blütephase. Der darauffolgende Sommer brachte zunächst keineswegs die Wende. Dramatisch konzentrierte Sommerniederschläge setzten der vorherigen Trilogie der heiß-trockenen Jahre ein jähes Ende und machten den Pflanzenschutz 2021 zu einer Sisyphusarbeit. Die Topwinzer haben 2021 Marathondistanzen in den Weinbergen abgeleistet, um der Situation Herr zu werden. Durch den zusätzlich hohen Personaleinsatz ist es in der Produktion für viele eines der teuersten Jahre aller Zeiten. Ein Glück, dass der Riesling als adaptierte Nord-Rebe stoisch in Wind und Wetter steht wie ein Islandpferd. Denn im Grunde wurde im Herbst immer klarer: Wenn man im Sommer richtig Gas gegeben hat, konnte das noch ein unglaublich starker Jahrgang werden – und so kam es dann auch. Nach diesem echten Cool-Climate-Sommer, der bis Ende August anhielt, retteten der September und ein Goldener Oktober den Weinjahrgang dann fast im Alleingang. Ein stabiles Hoch über Mittel- und Osteuropa sorgt für dieses seit Jahrhunderten bekannte Phänomen. Die Sonnenscheindauer ist gegen Oktober mit noch immer über 10 Stunden sehr hoch, dafür ist die Tag-Nacht-Amplitude schon viel ausgeprägter als noch im August. Da die Nächte länger werden, kann die Luft in Bodennähe stärker auskühlen. Das sorgt für eine langsame Ausreifung bei langer Hangzeit am Stock und trotzdem stabil bleibenden Säuren. Gerade der Riesling liebt das besonders, aber auch die Burgundersorten brillieren mit kühler Frische. Denn 2021 ist ein so spannendes, krachendes und zugleich kristallines Weißwein-Jahr, wie wir es lange nicht mehr hatten. Wer keine Angst vor berauschender Frische hat und sich gerne von hoher Spannung aus der Kurve tragen lässt, der wird mit 2021 seine größte Freude haben. Alle anderen sollten sich besser an die gar nicht so unähnlich gebauten, aber etwas freundlicheren 2020er halten.

Mein Winzer

Holger Koch

Holger Kochs Weingut befindet sich in Vogtsburg am Kaiserstuhl. Seine Weinberge aber vollständig im kühleren, höher gelegenen Bickensohl. Holger ist absoluter Spezialist für trockene Burgundersorten. Seine Weiß- und Grauburgunder und die Pinot Noirs verkörpern einen äußerst subtilen Stil, einen der...

Chardonnay Herrenstück 2021