Lobenberg: Das was heute Bürgstadter Berg heißt ist eigentlich Bestandteil des Centgrafenbergs, der dann geteilt wurde in einen Teil Großes Gewächs sowie den anderen Teil, der jetzt diese Erste Lage ist. Der Bürgstadter Berg ist also der Rahmen, in dem das Centgrafenberg GG liegt. Alles in extremer Hanglange auf rotem Buntsandstein. Sebastian Fürst hat eine Weile im Burgund bei der Domaine de l'Arlot gearbeitet und dementsprechend folgt er einer sehr burgundischen Machart für seine Chardonnays. Das heißt keine Maischestandzeit, Anquetschen der Trauben und dann langsame Pressung auf der Spindelpresse. Direkte Überführung ins Barrique zur Vergärung und dortiger Verbleib für circa ein Jahr. Danach nochmal einige Monate im Stahltank zur Präzisierung der Frucht. Anschließend dann weiteres Flaschenlager im Weingut vor dem Verkauf. Ja, wenn man hier hineinriecht spürt man den burgundischen Touch des Ausbaus sofort, sehr fein verwobenes Holz mit noblen, rauchigen Reduktionsnoten, darunter tiefe, weiße und gelbe Frucht mit steiniger Unterlegung. Limettenschale, Grapefruit, geröstete Mandel, grüne Aprikose, Muschelschale, sehr fokussiert, schön verwoben. Am Gaumen eine erstaunliche Frische, die nicht nur aus der Säure, sondern auch aus der Textur des Weines kommt. Pikante Mineralik, weißer Pfeffer, Curry, rauchige Salzmandel, Hefenuancen, Kräuternoten, saftig, spannungsgeladen und gleichzeitig samtig und fein. Geschliffenes, sehr elegantes Mundgefühl, ruhig aber dennoch mit Energie und Spannung. Die Säure dominiert nicht im Antrunk, sondern zieht sich fein und saftig durch den Nachhall, tritt spät hervor und gibt nochmal einen elektrisierenden Kick hintenraus. Tolle Länge, sehr einnehmend, mineral-salzig und griffig mit zarter Phenolik vom Holzausbau. Das ist schon sehr gut gemacht. Fürst etabliert sich neben Huber, Becker und Ziereisen zu einer Instanz für Chardonnay. 94+/100