Lobenberg: Die Kühle des Jahrgangs und die Kühle des Weinbergs machen aus diesem Varonniers einen echt schicken Wein. In der Nase ist er total schwarz, aber darunter liegen rote Cranberry und Sauerkirsche. Die schwarze Frucht ist Schwarzkirsche, dazu Cassis, Lakritze, viel Minze und Eukalyptus. Reich, dicht und drückend, samtig und gleichzeitig eine schöne Kühle ausstrahlend. Ein Blockbuster in Finesse. Der Mund lässt die Augen zusammenziehen, die Zunge rollen. Was für eine Intensität, was für eine wunderbare kühle Syrah! Trotzdem auch mit dieser irren Konzentration. Schwarzkirsche mit Himbeere und Cranberry darunter, immens dicht im Mund, lang und cremig. Sattes Tannin, aber seidig und samtig bleibend. In der Intensität ist dieser Varonniers schon ziemlich atemberaubend. Trotzdem bleibt er dahinter frisch, hat eine wunderbare Säurestruktur. Ein bisschen pinke Grapefruit rollt hoch mit Salz und an Kalkstein erinnernde Mineralität, die aber hier natürlich aus dem Granit kommt. Für einen Crozes-Hermitage ein Blockbuster und gleichzeitig ein spielerisches, dichtes kleines Monster. Der Wein ist in seiner Art mundwässernd, hedonistisch und einfach lecker. Fünf, sechs, sieben Jahre warten ist allerdings angesagt. Großer Stoff für einen Crozes! 98+/100 *** Les Varonniers ist ein Lieu-dit, der neben dem Hermitage liegt, direkt oberhalb von Chapelle Hermitage in Westexposition. Deshalb geht dieser Varonniers stilistisch sehr stark in Richtung seines berühmten Nachbarn. 100 Prozent Syrah auf 100 Prozent Quarz und Granit. Insgesamt 1,5 Hektar Reben, sie wurden in den 60er-Jahren gepflanzt. Der Weinberg hat den Großteil des Tages Schatten, weshalb der Wein immer eine gewisse kühle Aromatik hat.
Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!