Lobenberg: Den 2020er haben wir 2024 nochmal aus der Domaine-Reserve nachgekauft, perfekt gelagert. Die Domaine bearbeitet hier 4 Hektar in reiner Südhanglage. Der Boden ist reichhaltiger, tiefer, weißer Lehm über Kalk. Nach der Handlese wird kurz abgepresst (2 Stunden) und ohne Pumpen nur mit Hilfe der Schwerkraft in 70% gebrauchte Barrique und 30% Edelstahltanks überführt und spontanvergoren. Danach Ausbau über 14 bis 16 Monate ebenfalls zu 70% im gebrauchten französischen Holz, der Rest im Edelstahl. 6 Monate auf der Feinhefe. Les Clos und Les Preuses sind die beiden Superstars aller Grands Crus aus Chablis. Les Preuses ist etwas straffer, strukturierter und geradliniger. Les Clos ist dafür etwas komplexer und multipler in der Frucht. Les Clos erinnert in seiner Reichhaltigkeit und der Frucht fast an einen Meursault. Hat sehr viel mehr Charme als der straffe Les Preuses. Auch hier Melone und weißer Pfirsich, Marille, sehr viel Charme ausstrahlend. Im Mund genauso viel Druck wie Les Preuses, nur nicht so straff, etwas großrahmiger – sahniger, buttriger wie ein großer Meursault. Raffiniert und balanciert, mit viel Stein, auch Feuerstein. Das erinnert aber weniger an Sauvignon Blanc als die 1er Cru, das ist schon sehr, sehr typisch Chardonnay. Aber verhallen will dieser Wein nicht, unendlich lang, grandioser Stoff. Das ist eben auch typisch Les Clos, dass dieser Wein mehr wie ein großer Burgunder von der Côte de Beaune rüberkommt. Das ist Wucht, ein ganz anderer Ansatz als beim Les Preuses, aber eben auch sehr beeindruckend. Ich persönlich ziehe die große Klarheit und strukturierte Straffheit des Les Preuses vor, aber es gibt auch viele Liebhaber, die diese größere Power und multiple Komplexität des Les Clos vorziehen. 98/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.