Lobenberg: Das ist quasi ein Grand Cru Bougros, aber die Top-Version davon. Eine Auskopplung der besten Parzelle. Man muss klar unterscheiden zwischen einerseits dem Toperzeuger höchster Qualität: Domaine William Fevre ist nicht gleich Maison William Fevre”, das minderwertigere Handelshaus wird auch unter diesem Namen abgefüllt, die Weine sind nur aus zugekauften Trauben diverser kleiner Erzeuger. Für “Maison Fevre” wird doppelt so viel abgefüllt wie für die Domaine Fevre, dementsprechend groß ist auch der Unterschied in der Qualität. Die Domaine ist nur biologische Weinbergsarbeit, was bei “Maison” natürlich nicht der Fall ist, schon daher darf man diese beiden Teile qualitativ nicht verwechseln. Selbstverständlich arbeiten wir nur mit der Domaine. Alle Weine werden spontan vergoren, alle Weinberge werden mit strengem organic farming bearbeitet, aber es gibt keine Zertifikation. Vor der Presse gibt es einige Stunden Standzeit, danach sofort Abpressung in einen Sedimenttank, danach über 50 Prozent in Holz vergoren. Bougros ist mit die wärmste Lage am Hang. Der äußerste Grand Cru links am Hang wenn man darauf schaut und direkter Nachbar von Preuses, aber deutlich offener exponiert. Es gibt hier einen Bougros und einen Côte des Bouguerots, das ist ein Gewann innerhalb des Bougros. Es ist steiler, steiniger, vorne am Hang gelegen. Die Domaine sagt, der Wein schmeckt heute wie Bougros vor 10 oder 15 Jahren in kühlerem Klima geschmeckt hat. Nach der Vergärung werden die Weine dann mit der vollen Hefe in Edelstahl ausgebaut. Die Nase ist für eines der wärmsten Climats des Chablis erstaunlich reduziert, leicht grünlich in der Frucht, Quitte, Papaya, Mirabelle, grüne Birne, etwas Kreidestaub darüber. Dennoch ist ein Bougros mit seiner Power sicher nichts für Puristen, sondern ein generöser Grand Cru, der auch zeigt, was solch eine Lage vom 1er Cru unterscheidet. Lang und gerade, kräftig und tief. Sehr viel Gelbfruchtigkeit im Mund und etwas weniger vibrierendes Spiel als Vaulorent und Mont de Millieu, hier kommt schon deutlich mehr Kraft, Cremigkeit und Körper mit. Das ist fein strukturiert. Der Reife steht Fleisch und Säure entgegen. Ein Chablis, wie er wohl sehr gut reifen wird und unglaublich viel Potenzial hat. 96+/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.