Lobenberg: Der Wein stammt aus drei Parzellen, davon ist eine bereits 85 Jahre alt, die ältesten Reben der Domaine. Der Wein wird zu einem Großteil im Edelstahl ausgebaut, im Gegensatz zum gerade benachbarten Mont de Millieu, der deutlich mehr Holzanteil bekommt. Genialer Schliff und fast scharfe Mineraliät in der Nase, Feuerstein und Kreide. Darunter grüngelbe Frucht zwischen Zitrus und Steinobst, Quitte, Limettensaft, schlanker gelber Pfirsich, etwas weißer Pfeffer und frische Ingwerwurzel. Der Wein braucht etwas Zeit sich zu öffnen, aber dann zeigt eine wunderbar straffe Natur mit pikanter Frische und viel Terroircharakter, die aber dank der hohen Reife und Konzentration von 2020 gar nicht uncharmant rüberkommt. Dennoch ist Montee de Tonnerre eher was für Rieslingtrinker in seiner scharfen Mineralität und dem geschliffenen Geradeauslauf. Langes, salziges, zugleich total reifes und spannungsgeladenes Finale, dessen salziges Limettenprickeln ewig auf der Zunge haften bleibt. Wow, pures Gestein, kristallin und klar. Eine hervorragende Begleitung zu Zander mit confierten Zitronen und Basilikum. Weil auch diese grünliche, aber reife Frische im Nachhall wieder aufschlägt. Superb. 95+/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.