Lobenberg: Die Domaine hat hier einen guten Besitz von über 2 Hektar auf vier Parzellen verteilt. Die Parzellen laufen von der Straße am Auslauf der Lage bis hoch an den Waldrand, decken also die komplette Breite der Lage ab und geben somit ein sehr balanciertes und komplettes Bild des Weinberges. Aus uralten, über 60 Jahre alten Reben. Ausbau zu einem Großteil in Halbstückfässern, die etwas Würze und Dichte geben. Der Powerjahrgang hat das einfach hergegeben, der Holzanteil ist in vielen Jahren geringer. Wunderbare Feuerstein-Nase mit einem ganz leichten Anflug tropischer Zitrusfrucht. Extrem delikat und verführerisch. Mangoschale und Maracuja, ein bisschen Kiwi, auch Mandarine und etwas kandierter Ingwer. Hohe Reife und Konzentration andeutend, aber trotzdem auch ganz klassisch, kühl und steinig bleibend. Fast cremige Konsistenz im Mund, die hohe Reife steht dem Wein sehr gut, ein bisschen warme Zitrusfrucht, Grapefruit, rote Johannisbeere, dann langsam in schlankere weiße Frucht übergehend. Gerösteter Sesam und Orangenzeste im mineralischen, aber gar nicht einschneidend oder aggressiven Finale. Nur fein, reif und genial balanciert. Schmeckt fast schon zu gut, man will gar nicht warten, aber zwei Jahrzehnte macht dieser Wein im Keller locker. Eine tolle Persönlichkeit mit viel Ausdruck, weil er sowohl charmanten Schmelz als auch eine spannende, fast exotische Frucht hat und weniger extrem und pur ist in seiner Art als etwa der 1er Cru Fourchaume oder Montee de Tonnere. 95/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.