Lobenberg: Clos du Lican ist das zweite »Baby« von Alexandra Marnier Lapostolle und ihrem Ehemann Cyril de Bournet. Nachdem sie bereits 2004 mit dem Clos Apalta den ersten Grand Cru Weinberg im Apalta Tal schufen, entdeckten die beiden diese herausragende Lage nur fünf Kilometer davon entfernt. Auf dem unberührten, ursprünglichen Boden standen zuvor keine Reben, sondern die Lage war mit riesigen Granitsteinen bedeckt. Diese komplett zur Seite zu rücken war unmöglich, deshalb stehen die Reben nun zum Teil zwischen den massiven Steinen. Eigentlich war das von Anfang an ein total verrücktes Projekt. Auf die Frage hin warum, haben sie keine Antwort die man fassen kann, denn die Umsetzung dieses Weinbergs kann man eigentlich realistisch nur auf das Gespür und den richtigen Riecher des Ehepaars zurückführen. Die schwere Arbeit hat sich total ausgezahlt, denn der resultierende Wein ist einfach genial! Die 15 Hektar Reben sind hauptsächlich mit Syrah bestockt. Wie der Clos Apalta wird natürlich auch der Clos Du Lican kompromisslos biologisch bearbeitet. Biodynamische Praktiken tragen dazu bei, die Artenvielfalt der Gegend zu schützen. 2013 trat mit Charles de Bournet die 7. Generation die Nachfolge des Weinguts Casa Lapostolle an. Charles verfolgte den Traum der einzigartigen Lage im Sinne seiner Eltern weiter. Das lange Warten auf diesen Clos du Lican hat sich mehr als gelohnt! Der Wein brummt tiefdunkel, mineralisch und erhaben im Glas. Reife Blaubeeren liebäugeln mit Schlehen, die schon in der Nase für Frische sorgen, und mit knackiger Zartbitterschokolade überzogener konzentrierter, süßer Schwarzkirsche. Mmmh! Die Nase allein ist schon so unendlich verführerisch! Auch die Mineralik des Weins ist dunkel und in eine monumentale, dezent rauchige Schiefer- und Granit Richtung gehend. Der Holzausbau ist dabei so zart und gekonnt mit der opulenten Frucht verwoben, dass man ihn erst wahrnimmt, nachdem der Wein ein paar Minuten im Glas atmen konnte. Grüner Tabak, Zedernholz, warmes, geschmolzenes Kerzenwachs und nur ein ganz zarter Hauch Vanille. Sehr nobel und elegant! Perfektion ist natürlich ein großes Wort, aber eigentlich hat er genau die im Mund. Saftige Blaubeeren, Brombeeren, erfrischender Hibiskus und Holunderbeere, sowie reife, dunkle Kirschen, verwoben mit einer beinahe mystischen Mineralik treffen mit voller Kraft auf die Zunge. Der Wein ist beinahe unendlich vielschichtig und hat bei all seiner Power auch geniale Finesse. Die Tannine sind fein geschliffen und die exakt richtige Frische sorgt für eine harmonische, süß-saure Balance auf der Zunge. Dieser Bodybuilder hat schon mega aufgepumpte »Frucht«-Muskeln, aber im eleganten Smoking gekleidet wirkt er dennoch wie ein eleganter Gentleman. Der Stoff erinnert im Mund von der Statur und seiner leckeren Aromatik her sogar etwas an Ridge Monte Bello! Natürlich sind hier andere Rebsorten im Spiel, aber die beiden Weine haben definitiv etwas gemeinsam. Die vielen Tannine sind reif geschliffen und doch im Nachhall fein strukturiert – sie rollen intensiv, aber beinahe schwerelos in der monumentalen Fruchtwelle über die Zunge. Im Nachhall hüpft ein Würz-Sammelsurium im Mund umher mit viel schwarzem Pfeffer im Nachhall. Ein majestätischer Terroir-Wein aus Chile, der für lange Zeit im Keller verschwinden kann. Großartiger Stoff!