Carl Loewen: Pinot Blanc 2022

Carl Loewen: Pinot Blanc 2022

Zum Winzer

93+
100
2
Pinot Blanc 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2033
Verpackt in: 6er
9
fruchtbetont
voll & rund
3
Lobenberg: 93+/100
Suckling: 91/100
Galloni: 91/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite,
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Pinot Blanc 2022

93+
/100

Lobenberg: Die Reben stammen aus dem Elsass und haben schwachwüchsige Unterlagsreben, Anfang der 90er Jahre gepflanzt, auf Schieferverwitterung mit höherem Lehmanteil, deshalb für Riesling nicht so sehr geeignet. Da die Reben aus Frankreich stammen nennt Carl Loewen den Wein Pinot Blanc und auch der Ausbaustil ist frankophil mit der Vergärung und dem Ausbau im neuen (1/3) und gebrauchten Moselfuder von 1000 Litern ohne Toasting. Das sensationelle an diesem Wein ist, dass ich mittig der Verkostung auf die Preisliste geschaut habe und ich war im Geiste beim Probieren preislich völlig woanders. Das ist der schiere Wahnsinn, denn das ist ein wirklich hochklassiger Pinot Blanc. Die Reben sind jetzt in einer Art Altersbalance angekommen. Eher spät gelesen, um die tiefe, vollreife, gelbfruchtige Aromatik zu erzielen. Loewens lesen immer recht spät, aber dann extrem schnell. Sie sind meistens die letzten die anfangen, aber dennoch die ersten die fertig sind dann. Der Wein wächst auf stark verwittertem Schiefer, dort wo auch Quant und Varidor wachsen. Aber Loewens versuchen hier auch eine volle Reife zu erreichen, dass auch das volle Aroma bis in die gelbe Frucht entfaltet wird. Weißburgunder braucht immer etwas mehr Reife, damit er nicht zu schwach wird. Das ist auch etwas das sie erst lernen mussten, weil sie am Anfang gearbeitet haben wie beim Riesling mit moderaten Oechslegraden, die beim Weißburgunder aber einfach nicht ausreichen. Er braucht mehr Reife, mehr Bumms, um zu voller aromatischer Intensität und Fülle zu kommen. Maischestandzeit für 24 Stunden, quasi als Ganztraube eingemaischt, damit er etwas mehr Druck bekommt. Auch intensiver Hefekontakt. Schöne dichte Frucht, Mirabelle, Nektarine, Netzmelone, Menthol. Schon in der Nase toller Schmelz, geradezu verführerisch in seiner Fruchtdichte, dazu diese feine Mosel-Pikanz, die griffige Säurestruktur mit der feinen Mineralunterlegung, das passt superb zusammen. Zarte tropische Anklänge im Mittelmund. Ein genialer Weißburgunder und sicher einer der besten des Jahres an der Mosel, weil er so eine Delikatesse ist. 93+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

91
/100

Suckling über: Pinot Blanc

-- Suckling: Plenty of ripe pear and melon fruit with a touch of snow pea character and a hint of oak. Medium-bodied with an attractive mid-palate creaminess, the long finish carried by the gentle lemony acidity. A cuvee of wines from old and young vines. Vegan. Drink now. Screw cap. 91/100

91
/100

Galloni über: Pinot Blanc

-- Galloni: The 2022 Pinot Blanc is harvested across various sites, mostly in the Leiwener Klostergarten. Yields are reduced, and grapes get 12 hours of skin contact before fermenting spontaneously in 33% new Fuder. Malolactic fermentation is avoided. The rich nose has white fruit and almost a honeyed edge. The palate is rounded and smooth but absolutely bright. This has power and generosity but in a slender package. (Bone-dry) 91/100

Mein Winzer

Carl Loewen

Stuart Pigott, der wohl neben Stephan Reinhardt (Parker) bekannteste Weinjournalist mit dem Schwerpunkt "Deutsche Weine", erklärte das Weingut Carl Loewen in der FAZ im November 2017 zum Liebling des Jahres.

Pinot Blanc 2022