Lobenberg: Die Bio-Trauben werden aus sechs verschiedenen, mit über 35 Jahre alten Reben bestockten Lagen in Erbusco und Corte Franca selektioniert. Nach sorgfältiger Handlese in kleine Kisten werden die Trauben gekühlt und dann kommen sie – einzigartig bei Ca’ del Bosco – in die »Berry Spa«! Ein spezielles System wäscht und spült die Trauben, bevor sie in einem Trocknungstunnel trocken gepustet werden. Die Trauben werden vor der Gärung vollständig entrappt. Der elfmonatige Ausbau erfolgt in kleinen Holzfässern. Leuchtendes Rubinrot. Die Nase ist erstaunlich dunkel – im ersten Moment erstmal voller Sauerkirschen, Schwarzkirschen und Brombeeren, auch etwas Hibiskus. Obwohl er beim ersten Riechen eher einfach wirkt, hat der Wein zugleich eine mystische Qualität an der Nase, sie ist dunkel, tief und geheimnisvoll. Ich probiere den Wein im Alter von vier Jahren und er ist immer noch unglaublich jung. Zunächst legt er erstmal seine puristische Frucht auf den Tisch. Aber mit etwas Luft im Glas weicht diese Schlichtheit einer Vielzahl an Aromen. Beinahe als wolle der Wein erforscht werden – die interessierten und die geduldigen Weinliebhaber werden garantiert belohnt! Nach und nach kommt getrocknete Minze, Heu, rote Blüten, Veilchen, Lakritz, Schlehen, dann Eisen und etwas Blut hinzu. Dieser Pinero liefert krass viel Mineralität in Form von gebranntem Ton, Gesteinsstaub und dieser intensiven Eisen-Mineralik. Auch im Mund ist das ein ungewöhnlich dunkler Pinot Noir! Zwetschgen, Schwarzkirschen, schwarze Johannisbeere, Johannisbeerbusch und Minze. Der Ausbau im Holz ist durch rauchige Aromen und unglaublich viel Würze verewigt. Vanille, Zimt, Muskatnuss und schwarzer Pfeffer, Kaminrauch. Die strukturierten, dezent griffigen Tannine geben dem Wein seine energetische Struktur. Gemeinsam mit der frischen Säure machen sie den Wein fit für die Zukunft. Zunächst haben die Tannine etwas Raues und Ungeschliffenes, aber auch sie brauchen Luft und müssen sich erstmal im Glas entfalten. Intensive, dezent bitter-herbe Kräuter-Aromen entwickeln sich nach und nach. Im Nachhall kommt wieder Minze und sogar etwas Weihrauch und Kampfer. Dieser Pinero ist weit entfernt von den duftig tänzelnden, schwebenden Weinen aus Chambolle-Musigny oder Vosne-Romanée – hier sind wir sowohl was die Aromatik als auch die intensive, monumentale und dezent rustikale Struktur und Erdigkeit des Weins angeht eher in Pommard. Nachdem die Flasche 12 Stunden geöffnet war, war der Stoff noch besser, intensiv mineralisch in Kombination mit saftiger dunkler Kirschfrucht. Neben Carlo Franchettis Sancaba aus der Toskana ist das mit Sicherheit einer der beeindruckendsten Pinot Noirs aus Italien – ein ernstzunehmender Wein mit dem Potenzial im Keller zu reifen!
