Lobenberg: Dieser Falletto hat nichts mit Castiglione Falletto gemein, sondern ist nach den Hängen des Weingutes in Serralunga benannt. Diesen Wein gibt es als Falletto (di Serralunga) oder auch manchmal als Rocche di Falletto. Aber das sind eben Serralunga-Weine. Im Moment ist dies wohl der absolute Brennpunkt von Barolo. Die besten Erzeuger von Giacomo Conterno, Altare, Vietti bis hin zu Gaja sind alle in Serralunga unterwegs, weil das Terroir dort so einzigartig ist. Und weil Serralunga diesen Spagat schafft aus der maskulinen Seite von Castiglione Falletto und der Weichheit, der Eleganz aus Monforte. Der Falletto besteht komplett aus eigenen Reben. Der Gesamtweinberg von Giacosa im Falletto umfasst 13 Hektar, davon ist ein Teil im Rocche. Enormer Geradeauslauf. Mittleres Rubinrot. Im Moment hat der Wein eine leichte Reduktion, er wurde vor drei Monaten, im Juli 2022, auf Flaschen gefüllt. Brombeere, dunkle Waldbeeren und dunkle, getrocknete Veilchen sind mit tiefer dunkler Erdigkeit bedeckt. Teer, Pfeffer, würzige Kräuter. Auch Wurzelgemüse wie rote Beete. Im Mund hat dieser Barolo Falletto ultra viel Spannung. Er ist unglaublich präzise und mit vielen Tanninen, die sich Puderzucker-fein über die Zunge legen, ausgestattet. Das ist ein Wein mit ordentlich Gripp. Dabei ist er im Mund überraschend rotfruchtig mit Sauerkirschen, aber auch Herzkirschen. Feine Kräuter, sogar etwas Minze schwingt mit. Dieser Barolo Falletto braucht mindestens 10 Jahre in der Flasche, bevor er in sein Trinkfenster kommt. Wie viele der grandiosen 2019er hat er ultra viel Struktur, Fokus und auch Frische. 98+/100
Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.