Lobenberg: Der 'J ' ist die ehemalige Spätlese trocken, und das verbirgt sich jetzt hinter dem Kürzel J. Es ist nicht nur Brauneberger sondern sogar ein Wein aus der Juffer. Das „J“ steht für Juffer. Es darf aber in den einfachen Qualitäten per VDP Regelung nicht mehr so genannt werden. Es ist sozusagen der Zweitwein des Großen Gewächses. Die Säuren sind bei Oliver Haag in diesem Jahr etwas moderater als in 2015. Wir liegen hier nur bei 6,5 bis 7 Gramm Säure pro Liter. Wir liegen aber im Alkohol ebenfalls moderat bei wirklich unter 12%. Das Ganze ist total durchgegoren. Und obwohl die Säure vom reinen Wert etwas tiefer liegt als in 2015 stimmt die Balance dennoch, denn die Struktur der Süße und die moderaten Öchsle-Grade führen zu einer famosen Balance. Eine etwas leichtere, spielerische Version des krachend lauten 2015er. Auch der Mund ist so unglaublich verspielt und leichtfüßig. Leicht und tänzelnd. Das ist wie ein feiner Kabinett in dieser spielerischen Art. Die Säure ist zwar ein halbes Promille niedriger als 2015, trotzdem ist sie absolut präsent. Die schmelzige Extraktsüße, aus der Komplexität der langen Vegetationsperiode bis fast Mitte November, hält die Balance unglaublich. 2016 ist, obwohl es diese lange Wärmeperiode im Sommer gab, ein unglaublich feiner, verspielter Finesse-Jahrgang. Es ist eben kein Kracher wie 2013 oder 2015, sondern nur eine superzarte, köstliche Versuchung mit genialem Trinkfluss. Völlig Botrytisfrei, nur auf europäischer Frucht bleibend. Von Melone über Birne, Apfel, schöne Frühlingsblumenwiese dazu. Ein leichter Zitrusspritzer. Alles passt, alles ist lecker, und trotzdem hat der Wein eine famose, mineralische, salzige Länge. Es ist nur eben nicht der Kracher aus 2015, dafür aber die große frische Finesse, sooo trinkig köstlich und ganz sicher nicht schlechter. 95/100