Lobenberg: Die Weinbergsbearbeitung geschieht biologisch-organisch. Das Weingut vergärt ausschließlich spontan mit natürlichen Hefen. Die Weine werden sofort nach der alkoholischen Vergärung, die komplett ohne Maischestandzeit und ohne Schalenkontakt erfolgt, in Barriques bzw. ein Teil in Stahl überführt, in denen dann die malolaktische Gärung stattfindet. Der Bourgogne wird im gebrauchten Holz und Stahl, die Village und 1er Crus werden im gebrauchten Holz und zu geringen Teilen im neuen Holz auf der Feinhefe ausgebaut, manchmal findet eine Batonnage statt. Die Domaine Marc Morey gehört wie auch die Domaine Leflaive zu den wenigen Weingütern, die aus dem Stand schon beim Einstiegswein großes Kino bieten. Der Bourgogne Chardonnay von Marc Morey ist für mich neben dem Bourgogne von Leflaive der beste Einstiegs-Chardonnay überhaupt. Ein Teil wächst in Chassagne, diese Partie kommt ins Holz, ein anderer Part stammt aus den Hautes-Cotes, dieser wird im Stahl vergoren und ausgebaut. Wunderbare Auswahl des Holzes als leichte Stütze, dazu die schöne Frische der Hautes-Cotes, das passt einfach genial zusammen und stellt eine Balance der höheren Art her. Viel weißer Pfirsich in der Nase, dann Orangenzesten, Netzmelone, schöne Frucht, aber auch viel Kalksteinausdruck. Die Orangennoten sind sehr deutlich. Orange und grüne Mandarine kämpfen um die Vorherrschaft zusammen mit Gesteinsanmutung. Das Holz ist ganz moderat stützend, gibt eine schön cremige Textur. Ein Wein mit schöner Länge und gutem Körper. Manch eine gehobene Lage wäre froh so etwas in die Flasche bringen zu können. Das ist ein ziemlich perfekter Bourgogne Chardonnay, der etwas mehr Schmelz hat als der von Pierre Morey aus Meursault. 93+/100
Nach einem erneut eher milden Winter kamen Austrieb (März) und Blüte (Mitte Mai) wieder recht früh in 2020. Es folgte ein warmer Sommer, der aber weniger extreme Hitzespitzen wie 2019 und 2018 hatte und vor allem durch kühlere Sommernächte eine robuste Säurestruktur erhalten konnte. Häufig wird vergessen, dass Hitze und vor allem Trockenheit nicht nur die Zuckerentwicklung, sondern auch die Säuren und Gerbstoffe durch niedrige Erträge und dicke Beerenschalen aufkonzentrieren. Dieser mediterrane Powersommer hat dem Burgund Mitte August den frühsten Lesestart seit 2003 beschert, dennoch wurden die vollen 100 Tage Reifezeit nach der Blüte erreicht bis zur Lese. Aufgrund der sehr trockenen Verhältnisse waren die Trauben weitgehend kerngesund und vollreif – Fototrauben soweit das Auge reicht! Wohingegen an der Côte de Beaune fast durchschnittliche Mengen Chardonnay geerntet werden konnten, war der Ertrag beim Pinot Noir an der gesamten Côte d’Or durch die winzige Beerengröße geringer noch als im Vorjahr 2019. Die Chardonnays betören mit dem selben imposanten Fruchtdruck und einer Power wie 2019. Sie wirken allerdings schlanker und feiner, auch aufgrund von lebhafteren Säuren, die eher an 2017 denken lassen. Es ist mit 2014 und 2017 ziemlich sicher das beste Weißweinjahr der letzten 10 Jahre. Die Balance der weißen 2020er ist herausragend! Die Pinot Noirs sind etwas weniger einheitlich balanciert. Je nach Terroir und Erntezeitpunkt, changieren sie zwischen bestechender Eleganz, Kühle und Finesse bis hin zu gewaltiger, mediterraner Struktur mit hoher Reife bis hin zur Überreife in einigen Fällen. Die topgesunden Beeren waren dickschalig, klein und kernig und gaben nur widerwillig ihren hochkonzentrierten, hochintensiven Saft preis. Die Fruchtfülle und das Parfüm der roten 2020er ist gewaltig, wie dichte Wolken aus Waldfrüchten und dunkler Kirsche schiebt es tieffarbig und reich aus dem Glas. Die Konzentration ist berauschend, die besten 2020er stellen die exzellenten Vorjahre sogar noch in den Schatten – in der Spitze war absolute Weltklasse möglich in diesem Blockbusterjahr. 2020 ist ein beeindruckendes und großes Jahr, das bei den Top-Domaines mit zum besten zählt, was es in den letzten Jahrzehnten gab. Zurücklehnen und genießen mit den verführerischen Pinots und sich mitreißen lassen von den berauschenden Chardonnays. Die erneut kleinen Erträge und der harte Frost in 2021 erzeugen weiter Mengendruck auf das Burgund und die besten 2020er werden schnell rar und gesucht sein.