Lobenberg: Das Flaggschiff von Artadi. El Pisón ist ein Weinberg mit 2,4 Hektar in Laguardia, die Reben wurden 1945 gepflanzt und stehen in Südostexposition. Aber auch dieser Wein hat sich im Charakter durchaus verändert durch die Reduzierung von Neuholz, durch den Ausbau im Tonneau, Demi-Muid und 3000-Liter-Fass. Klar, durch die verbliebenen 20 Prozent Neuholz haben wir immer noch eine leichte Kaffeenote in der Nase, Röstaromen und etwas Kokos. Viel schwarze Frucht, die aus der Lage und dem Alter der Reben stammt. Aber das atmet der Wein auch weg, das verträgt er. Schwarzkirsche, etwas Cassis, aber das Ganze sehr fein bleibend. Eher wie ein Merlot vom Kalkstein-Plateau Saint-Émilions. Diese unendliche Feinheit, Troplong Mondot ging in diese Richtung… Auch ein Hauch von Cabernet darunter, der natürlich nicht vorhanden ist, denn es ist ein reiner Tempranillo. Aber irgendwo schwankt der Wein ein bisschen zwischen Figéac und Troplong-Mondot, dazu hat er rotfruchtige Elemente wie ein Léoville-Las-Cases. Helle Lakritze, Nutella und Pralinen dahinter, dazu Sahne und Karamelle. Sehr schicke Nase – fein! Man ahnt den Gerbstoff, aber das Ganze ist seidig und poliert. Der Wein hat einen tiefen pH-Wert und deshalb hat er im Mund eine unglaublich Frische! Im El Pison kommt das in einer so konzentrierten Form! Sehr schlanke, intensive Säure wie aus früh gelesenen Himbeeren – früh gelesene Pinot Noir, dazu frische Merlot, Sangiovese und ergänzt von Cabernet Sauvignon aus Saint-Julien. Ein Tanz um die Mitte herum – hochintensiv! Das ist Finesse pur. Ungeschminkt nur die Wahrheit zeigend, nur das Kalkstein-Terroir mit dieser hohen Salzfracht. Hochlage, Cool Climate, spielerisch. Aber man muss Frische mögen, eindeutig. Der Wein steht für zwei Minuten in seiner Léoville-Las-Cases-artigen Frische. Langsam kommen Assoziationen an Château Lafite dazu. Pison ist großes, feines, frisches Kino! *** Erstmals mit dem Jahr 2022 hat der seit 15 Jahren heiß herbeigesehnte Wechsel in Vergärung und Ausbau bei Artadi stattgefunden. Ab 2022 wird ein Großteil der Weine in Demi-Muids (600 Liter) und ein kleinerer Teil in Tonneaux (500 Liter) ausgebaut. Nur eine sehr geringe Anzahl Barriques verbleibt. Der Neuholz-Anteil ist inzwischen auf 20 Prozent gesunken. Nach der Vergärung im großen Holztank findet die Malo in den kleinen Holzfässern statt. Nach acht Monaten gehen die Weine in 3000-Liter Holzfuder. Danach folgt der Umzug nach sechs bis acht Monaten in den Stahltank. Dieser radikale Wechsel in Ausbau und Vergärung führt bei Artadi dazu, dass der Holzeinfluss dramatisch reduziert wird. Die Frucht und das Terroir stehen jetzt deutlich im Vordergrund. Schade eigentlich, dass es 15 Jahre gedauert hat, bis der Besitzer Juan Carlos und sein französischer Winemaker Jean-Francois einsichtig wurden. Dazu brauchte es erst die zahlreichen Reisen des Sohns Carlos durch die Weinwelt. Artadi beschreitet nun den Weg hin zur Finesse, der nun in Bordeaux, aber auch in der Rioja wie etwa bei Cuentavinas oder Oxer gegangen wird. Fette Frucht, Holz und brutale Tannine sind out. Jetzt zählen nur noch Feinheit und Finesse.
2023 war sehr warm, aber er ist deutlich kühler und balancierter als der noch heißere und trockenere 2022. Nicht so aufregend und extrem wie 2021, eher eine reife und harmonische Version von 2020. Und so ist 2023 durchaus eine Fortsetzung der so großen Jahrgänge seit 2019. Luis Gutierez, Parkers Mann für Spanien, fasst den Jahrgang 2023 anhand von Alvaro Palacios Weingütern ganz im Westen und ganz im Osten, somit Landesübergreifend so zusammen: 2023 was an even more generous crop than 2022 … the wines have better balance, and it doesn't feel like a warm year at all. In fact, the wines feel more like they come from a cool year. It's a vintage that has a tendency toward reduction, not as much as 2020, but still reductive. But it's an elegant, stony reduction...The quality of the 2023s is stunning. There is a level of precision, cleanliness, symmetry and elegance that, if the end of the élevage and the bottling goes as expected, I must conclude that 2023 might be the finest vintage ... There might be other individual wines that reach higher peaks, but as an overall portfolio, the vintage 2023 represents the strongest collection ever produced.