Lobenberg: Ich liebe die Blaufränkisch von Weninger in der Jugend, mit ihrer feinen Frucht und Verspieltheit, aber ehrlicherweise tun einige Jahre Flaschenreife den Weinen schon ziemlich gut. Sie werden nochmal komplexer, auch ausgeglichener und vielleicht eine Spur erwachsener. Deshalb bin ich froh, Ihnen jetzt nach über zehn Jahren nochmal diesen 2012er, den wir aus der Schatzkammer des Weinguts bekommen haben, anbieten zu können. Den Weinberg hat Franz Weningers Vater gepflanzt, schon damals mit der Intention einen Blaufränkisch von im Mittelburgenland extrem seltenen Kalkböden zu haben. Im nördlichen Burgenland gibt es das häufiger, hier unten allerdings nahezu gar nicht. Auf dieser Südlage gedeihen Pinot Noir und Blaufränkisch perfekt, der Boden ist kalkhaltig und heißt Eurendsina. Schöner Name auf einem schönen Hang, auf 360 Metern Seehöhe im benachbarten Ritzing. Die lockeren Kalksteine kann die Rebe problemlos, bis zu fünf Meter tief, durchwurzeln. Nur 5 Hektar, ein flacher Südwest-Hang. Dichte, süße Schwarzkirschnase mit Veilchen und feinrauchiger Tiefe. Feste Steinigkeit mit Graphitmineralität trifft auf süße, vollreife Beerenfrucht und eine gewisse Erdigkeit, die an Unterholz und rote Bete erinnert. Alles gerahmt von dezenter Streichholzreduktion. Wow, was für ein Ereignis ist dieser Top-Blaufränkisch von Weninger jetzt mit der richtigen Reife! Am Gaumen auch mit süßer, reifer Himbeerfrucht, Walderdbeere und schwarzer Kirsche. Das ist so fein und so elegant, aber hat dennoch die Dichte und Textur eines archetypischen Blaufränkisch. Ewig langer Nachhall mit dunkler Schokolade und leichter Pfeffrigkeit. Die salzig-steinige Mineralität gibt nochmal einen ordentlichen Schub zum Schluss. Vosne-Romanee meets Barolo, ich kann es nicht oft genug sagen – das ist einfach großartiger Stoff. 97/100