Riesling Rüdesheim Berg Rottland

Bischöfliches Weingut Rüdesheim: Riesling Rüdesheim Berg Rottland "1960" 2023

Zum Winzer

95–97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2030–2053
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
3
Lobenberg: 95–97/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Rüdesheim Berg Rottland "1960" 2023

95–97
/100

Lobenberg: Rottland ist eine der Nachbarlagen des Schlossberg in Rüdesheim, er erstreckt sich sehr prägnant direkt oberhalb der Stadt. Enorm Steil, teilweise terrassiert und mit überwiegend sehr kargem Schieferboden. Handlese und Spontanvergärung sind hier ebenso Standard wie der Ausbau im großen deutschen Holz. Das ist der älteste Weinberg des Gutes. Und die Konzentration und Power die hier aus den alten Reben kommt ist schon erstaunlich. Tolle Nase, aber sehr konzentriert, dicht, der normale Rottland aus dem Hause ist deutlich zugänglicher. Das hier ist schon Riesling für fortgeschrittene Genießer in seiner Dichte. Zitronenabrieb, weißer Pfirsich, grüne Birne, feine Ingwerschärfe. Tolle Spannung zwischen dieser sehr reifen Steinobstfrucht von Rüdesheim und der intensiven Mineralität der alten Reben des Rottland im Speziellen, die den Wein trägt und so animierend macht. Der Rottland ist rund und geschmeidig, dennoch fordernd und rassig, schon ein typischer Rheingauer eben, mit viel Grip und Zug. Das gibt dem Riesling aus den ältesten Reben einen unheimlichen Zug hinten raus und verschlankt den reichhaltigen Körper ungemein. Von der Nase her durchaus konzentriert und kraftvoll, im Mund aber sehr mineralgetrieben. Eine Balance der höheren Art. Wer das Feinsinnigere, Elegantere sucht, der sollte lieber zum Roseneck greifen, aber der Rottland 1960 ist klar der druckvollere und größere Wein. Aber am Ende ist es reine Geschmackssache. Finesse hat der Rottland ja auch, aber eben mit viel mehr Schub und Substanz ummantelt.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Bischöfliches Weingut Rüdesheim

Das Bischöfliche Weingut Rüdesheim ist Geschichte pur. Die erste Erwähnung findet dieses Weingut schon im 11. Jahrhundert als Pfarrweingut Rüdesheim. Im 12. Jahrhundert dann durch eine Schenkung des Adeligen aus Rüdesheim erweitert.

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