Riesling Bingen Erste Lage 2022

Bischel: Riesling Bingen Erste Lage 2022

VDP

Zum Winzer

94+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2038
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 94+/100
Suckling: 93/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Bingen Erste Lage 2022

94+
/100

Lobenberg: Dieser Riesling ist ein Binger Ortswein aus Ersten Lagen. Bingen liegt im nördlichen Rheinhessen mit Quarzitschiefer. Der Ortswein 1G stammt zu 100 Prozent aus dem Grand Cru Binger Scharlachberg. Bingen liegt zwar weit nördlich, ist aber der Scharlachberg ist eben ein Steilhang und sehr gut exponiert. Wird früher reif als in Appenheim, die Lese ist locker eine Woche früher und die Mostgewichte sind höher. Die Erträge mussten reduziert werden, um die Reife perfekt zu erreichen nach einem kühlen Sommer und guten Spätsommer und Lesezeit, die aber einfach viel später kam als in den Vorjahren. Zu einem Viertel im Holz ausgebaut, der Rest ist Stahl. Die Reben stehen zum Teil am Hangauslauf, überwiegend aber vom oberen terrassierten Stück am Hangkopf. Einige Partien hatten richtig Dampf in den Säuren, andere sind etwas moderater ausgefallen, im Verschnitt ist das dann gerade sehr gut passend. Dementsprechend zeigt der Binger Riesling eine sehr animierende, mineralisch-frische Nase. Reife gelbe Frucht in der Nase, Orangenabrieb, Orangenblüten, Grapefruit, auch gelber Pfirsich. Der Gaumen zeigt sich ebenfalls mit feiner Balance zwischen reifer Frucht und vibrierender Salzigkeit. Der Wein zeigt herb-mineralische Töne im Ausklang, gepaart mit einer würzigen Wärme, wie sie auch der Rote Hang hat. Grapefruitbitternis, Nektarine. Sehr geradeaus im Stil, glockenklar und geschliffen mit sehr reifer Säurespur in der saftigen, einnehmenden gelben Frucht. Knackig trocken, griffig, ein Rheinhesse wie aus dem Bilderbuch. 94+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

93
/100

Suckling über: Riesling Bingen Erste Lage

-- Suckling: What an impressive stony minerality this excellent, medium-bodied dry village riesling has! Wonderful velvety mouthfeel. Long and ample stony finish Drink or hold. Screw cap. 93/100

Mein Winzer

Bischel

Das Weingut Bischel ist unter Führung der beiden Brüder Christian und Matthias Runkel zu einem der aufstrebenden Stars des verjüngten Rheinhessen aufgestiegen. Die Krönung ihrer ambitionierten Arbeit war die Aufnahme in den VDP mit dem Jahrgang 2018.

Riesling Bingen Erste Lage 2022