Lobenberg: 4 winzige, getrennte Weinberge (gesamt nur 0,8 Hektar) auf einem einzigen großen Hang in Ostexposition. 90 bis 110 Jahre alt, zum Teil wurzelecht. Der Tempranillo, der Boal und die weißen Reben wachsen unten am Berg, da wo es wärmer ist, der Grenache, weiter oben im intensiveren Sonnenschein. Die Reben sind teilweise entrappt, vergoren wird alles in einer großen Einheit, einem Beton-Ei. Zuerst der Tempranillo, dann wird je nach Ernte- und Reifezustand weiteres Material in den laufenden Gärprozess gegeben. Sie nennen das nach dem berühmten Barolo-Winzer, der diese Methode ewig schon anwendet, die Mascarello-Methode. Aber im Chateauneuf beherzigen das auch einige Winzer, Clos des Papes zum Beispiel. In diesem 1000 Liter Beton-Ei dauert somit der Gärprozess mit 45% Ganztrauben und dem Rest hand-entrappt ganze 55 Tage. Schon irre. Danach satte 24 Monate Ausbau im Burgunderbarrique, Zweitbelegung einer berühmten Top-Domaine aus Vosne Romanee. Die Nase des 21ers ist soooo typisch für den Jahrgang. Diese Kühle, dann das deutliche Jod der Grenache, Eisen, Blut, Minze, Lakritze. Im Mund ungeheuer fein und spielerisch im seidigst denkbaren Tannin. Hochelegant, mir fehlt der Vergleich, weil es ein Potpourrie aus feinstem Chambolle-Musigny mit reifem Chateauneuf Stilistik Bonneau und dazu ultrafeiner und ganz reifer Clos Rougeard Cabernet Franc ist. Famos und faszinierend in dieser Seidigkeit und Eleganz. Großer Stoff. 99-100/100
Der Winter 2020/2021 brachte zwischen Dezember und März sehr viel Regen und Schnee, auch etwas Frost. Die Böden waren vor dem Austrieb der Reben mit ordentlichen Wasserreserven gefüllt – ein guter Start in den Jahrgang 2021. Die Blüte verlief bis auf kleine Verrieselungen ziemlich normal, kein Frost, kein Mehltau. Dann folgten nach einem trockenen Mai noch vor der Blüte große Regenmengen im Juni. Nach der Blüte begann ein sehr trockener, warmer, teils heißer Sommer. Hitze- und Trockenstress waren die Folge, die Reben machten ab Mitte August total dicht, um sich zu schützen. Die Beeren waren zu diesem Zeitpunkt dickschalig und kerngesund, Sorge bereitet aber die phenolische Reife, die durch den Stillstand der Reben nicht erreicht werden konnte. Dieses Phänomen gab es in allen Regionen der nördlichen Hälfte Spaniens, also in allen Topregionen. Von Anfang September bis zum 25. September gab es einige Tage satten Regen. Durch die neue Wasserversorgung setzten Photosynthese und Reifung sofort ein. Ab dem 25. September war es trocken, extrem sonnig und warm, nachts sanken die Temperaturen deutlich. Fünf traumhafte Wochen mit großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nach und hochintensiver Sonne folgten. Diese große Kühle, ja Kälte der Nächte, nach dem letzten Regen vom 25. September, gilt als der Schlüssel zu diesem großen, reifen und zugleich frischen Cool-Climate-Jahrgang. Das Ergebnis waren überall hochgesunde, dickschalige Beeren mit sattem Tannin und hoher Säure vor der Lese im Herbst. Die Weine sind weniger extremreif und immens als 2019, aber deutlich aromatischer und reifer als 2018, mit einer Frische, die ihresgleichen sucht.