Lobenberg: Direkt beim ersten Hineinriechen habe ich sofort eine Assoziation an einen meiner Lieblingsweinberge: Das Kirchspiel in Westhofen. Denn die Nase hier ist ebenso kristallin, helltönig und so enorm von Kalksteinmineralität geprägt, dass es purer kaum mehr geht. Das ist nicht verwunderlich, denn der Frauenberg in Flörsheim hat ein sehr ähnliches Profil von extrem kargem, hellem Gestein. Leichter Kalkschotter über purem Kalksteinfels – eben sehr ähnlich zum Kirchspiel. Der Weinberg ist zwar exponiert, wird jedoch permanent von kühlen Abwinden durchzogen, sodass die Trauben langsam und spät ausreifen. Frauenberg ist immer die zuletzt geerntete Lage von Battenfeld. Die Nase des 2020ers ist wunderbar crisp und animierend. Zerstoßenes helles Gestein, Kreidestaub, ein bisschen Zitronenabrieb, Zitronenmelisse, weißer Tee, Limettensaft. Verflüssigter Kalkstein! Aber tatsächlich ist es eigentlich weniger karg und zitrisch als sich das jetzt anhört. Denn die Nase hat bei aller Mineralik auch etwas Anziehendes, Delikates an sich, dass man sofort den ersten Schluck herbeisehnt. Der Mund ist genial. Saftig, spannungsgeladen, schlank. Milde Amalfizitrone läuft über kreidige Gerbstoffe, die mit der total reifen Säure ein saftiges Spektakel bilden, dass der Speichel in Strömen nachläuft. Das ist Kalksteinriesling wie er purer kaum sein kann – eben genau wie das Kirchspiel. Wenn man in den kargsten Hochlagen Meursaults Riesling anbauen würde, dann könnte er wohl genauso schmecken wie dieser Frauenberg. Ich finde das genial – und 2020 hat eine wunderbare Zugänglichkeit und Harmonie. Hier passt eigentlich alles. 97-98+/100 // Lobenberg in Wiesbaden: Stein pur, satte Mineralität. Das milde 2020 macht aus dem Wein einen unanstrengenden Leckerbissen. Was für eine Freude. 97-99/100