Bartolo Mascarello: Barbera d'Alba 2022
- Barbera 100%
- rot, trocken
- 15,0% Vol.
- Trinkreife: 2025–2035
- fruchtbetont
- voluminös & kräftig
- seidig & aromatisch
- Lobenberg: 94/100
- Parker: 93/100
- Galloni: 92/100
- Jeb Dunnuck: 92/100
- Italien, Piemont
- Allergene: Sulfite,
Abfüller / Importeur: Bartolo Mascarello, Via Roma 15, 12060 Barolo (cn), ITALIEN
Heiner Lobenberg über:
Barbera d'Alba 2022
/100
Lobenberg: Die letzte Barbera aus Maria Teresas eigenen Weinbergen war aus dem Jahrgang 2019, denn 2020 wurde die Parzelle San Lorenzo in Barolo, in der Nähe der Nebbiolo-Parzelle, ausgegraben. Im Frühling 2022 wurden neue Barbera Reben gepflanzt, und der erste Wein daraus wird 2028 oder 2029 auf den Markt kommen. Bis dahin kauft Maria Teresa Trauben aus zwei Toplagen zu, eine liegt in Barbaresco und die andere in Diano d’Alba. Wie gewohnt wird die Barbera – so wie alle Bartolo Mascarello Weine – spontan im Beton vergoren. Anschließend reift der Wein 22 Monate lang im großen Holzfass. Tiefes, leuchtendes Rubinrot mit Violett. Die Nase ist druckvoll und intensiv, voll reifer, süßer Kirsche, Himbeere, Kirschlikör, Marzipan, Vanille, dunklem Mahagoni Holz, Teer, eingelegte Kräuter und Veilchen. Samtige und einladend wollüstige, dichte Nase. Dieser Jahrgang hat schon beim Riechen ordentlich Bums drauf! Für Barbera, die Hitze liebt, ist 2022 ein ideales Jahr. Im Mund treffen Unmengen intensiver Schattenmorellen und Sauerkirschen saftig auf die Zunge. Die Tannine sind fein poliert und pudrig integriert. Ein Hauch Vanille und süße Gewürze mischen sich hinzu. Im Nachhall bleibt schwarze Johannisbeere mit Waldbeeren auf der Zunge. Eine schicke Barbera mit dem Finesse-Stempel des Weinguts Bartolo Mascarello.
Jahrgangsbericht
2022 war in ganz Europa ein von Hitze und Trockenheit geprägter Jahrgang. Im Piemont fiel bereits im Winter 2021 kaum Schnee, und es regnete lediglich im Mai und dann wieder im August in sehr kleinen Mengen, was ein wenig zur Erleichterung der Reben beitrug. Vom Austrieb bis zur Lese verlief die Wachstumsperiode ungefähr zwei bis drei Wochen früher als im Durchschnitt. Dieses Jahr war also von extremem Wetter gezeichnet, aber glücklicherweise war es sehr regelmäßig und konstant heiß und trocken – vom Austrieb bis zur Weinlese während des »Indian Summer« – und es gab keine Hitzespitzen. Da die Trockenheit nicht plötzlich eintrat, bildeten die Reben dementsprechend kleinere Blätter und weniger Trauben aus. Vielleicht kamen sie deshalb so erstaunlich gut mit diesen erschwerten Bedingungen klar, weil sie sich seit dem Frühling langsam an diese Situation »gewöhnen« konnten.2022 kann unmöglich generalisiert werden, und jeder Wein verdient es, einzeln betrachtet zu werden. Die etwas kühleren Höhenlagen im Piemont sind häufig auch von durchlässigeren Böden geprägt und dieses Jahr aufgrund der Trockenheit deshalb nicht automatisch besser. So sind 2022 ton- und lehmhaltige Böden mit besserem Wasserhaltevermögen deutlich vorteilhafter als sandigere. Die sonst »besten« Cru-Lagen zeichnen sich durch ihre besonders »perfekte« Ausrichtung zur Sonne und somit noch wärmeren Temperaturen aus. Auch das Alter der Reben und die Herangehensweise jedes Weinguts in den Weinbergen konnte einen entscheidenden Unterschied machen. Wurde durch sanftes Entblättern der Sonnenschutz gewährleistet und die Böden nicht unnötig durch Pflügen geöffnet, was zum stärkeren Verdunsten von Wasser führt, hatten es die Reben bedeutend leichter. Aufgrund der Trockenheit bestand kein Krankheitsdruck, es gab weder Pilzkrankheiten noch Fäulnis, was die Arbeit während der Wachstumsperiode auch erleichterte. In Summe brachten die berühmtesten Lagen 2022 nicht automatisch die besten Weine hervor, wohl aber die kühleren und lehmigeren Böden mit gutem Wasserspeicher der »alten« Terroirs aus Castiglione, Serralunga und Monforte d’Alba, teilweise auch Verduno. 2022 ist laut Aussage von Luca Currado-Vietti vom qualitativen Potenzial her riesig, im Ergebnis aber wegen zweier fehlender Regenschauer im August und September und zwei Grad zu hoher Spitzentemperatur haarscharf unterhalb eines Jahrhundertjahrgangs hängen geblieben. Die Winzer, die viel Zeit in die Weinberge investierten und zudem bereits vor oder bei der Lese gnadenlos aussortiert haben, brachten die beeindruckendsten Weine hervor. Was nicht perfekt oder gar vertrocknet war, gelangte gar nicht erst in den Gärtank. Im Durchschnitt bedeutet das 15 bis 40 Prozent kleine Erträge gesunder und konzentrierter Trauben. Im Keller musste aufgrund des höheren Verhältnisses von Traubenschalen zum Saft sanft extrahiert werden; der Ausbau erfolgte oft ein paar Monate kürzer als sonst und somit etwas reduktiver, um die Frische der Weine zu bewahren.Der Jahrgang 2022 hat einen wunderbaren »Überraschungseffekt«, denn wer überreife Weine erwartet hat, wird das Gegenteil im Glas finden! Die Trockenheit bremste. Aber seit im Jahrgang 2003 ebenfalls Hitze auf Trockenheit traf, haben die Winzer viel dazu gelernt. Was bereits bei den Bordeaux Primeur Proben des Jahrgangs 2022 deutlich wurde, stimmt auch im Piemont: In der Spitze kann 2022 enorm was! Die Weine sind so konzentriert wie 2017, aber mit deutlich mehr Frische ausgestattet. Aromatisch sind sie herrlich intensiv und bereit, eine unwiderstehliche Performance abzuliefern. Die Struktur der Tannine hängt dabei von den oben genannten Faktoren ab. Es gibt strukturiertere Weine, die aber durch ihre Fruchtbalance dennoch meist durchaus harmonisch sind. Ich versichere, dass mit Offenheit ausgestattete Nebbiolo-Liebhaber dieses Jahr mit der ein oder anderen Neuentdeckung belohnt werden, denn 2022 gibt es durchaus viele hervorragende und gar überragende Weine im Piemont, auch wenn 2021 sicher über alle Regionen gesehen harmonischer und gleichmäßiger in seiner Weltklasse rüberkam.
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Parker über: Barbera d'Alba
-- Parker: This wine works very well to extract the character and generosity of a hot vintage. The Bartolo Mascarello 2022 Barbera d'Alba demonstrates how balanced this grape remains in terms of its flavor profile, even as summer temperatures rise. The bouquet reveals sweet blackberry and candied Mon Chéri cherry. The alcohol is up there, touching 15%, but that characteristic Barbera acidity zeros it out. The San Lorenzo Barbera vineyard was ripped out in 2020 and replanted in 2022. Luckily, the baby vines survived the hot summer, Maria Teresa Mascarello tells me, only because she made extra effort to drill the roots deep into the ground. San Lorenzo was harvested for the first time in 2024, meaning fruit was purchased for this vintage. When the 2024 vintage is released, one-third of the fruit will be from San Lorenzo.
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Galloni über: Barbera d'Alba
-- Galloni: The 2022 Barbera d'Alba marries the richness of the year with the classicism that runs through all these wines at this address. Succulent red cherry/plum fruit, spice, leather, menthol and blood orange fill out the layers. Soft contours wrap it all together.
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Jeb Dunnuck über: Barbera d'Alba
-- Jeb Dunnuck: The 2022 Barbera d'Alba pours a deeper shade of magenta and is pretty, ripe, and inviting, with layered aromas of pressed violets, blackberries, fresh earth, and mocha. The palate is medium to full-bodied, with a ripe yet fresh feel, and retains snappy brightness and crunchy fruit, even in this warm and dry vintage. While the warmth and concentration of the vintage are present, this is a very well-managed and successful Barbera with a lot to enjoy over the coming 10-12 years.
Bartolo Mascarello
Vor einigen Jahren starb einer der Großmeister des Barolo. Traditionelle Methoden, minimale Erträge und überhaupt extrem winzige Mengen seines Ausnahmeweins waren sein Markenzeichen, ergänzt um kuriose und sehr humorige Streitigkeiten und Tiraden gegen den „Opportunisten“ Berlusconi.