Lobenberg: Die Story hinter diesem Talin, der 2013 das erste Mal auf die Flasche kommt, ist sehr erstaunlich, das Ergebnis ist mehr als einleuchtend: Die Reben sind 40 Jahre alt. Es gibt nur 0,7 Hektar mit einem winzigen Ertrag. Diese Weine sind in einem einzigen Weinberg nahe dem Dorf Barolo gepflanzt. Eine kuriose Geschichte. Luciano hat 1987 in einem Nebbiolo-Weinberg, den er gepachtet hatte, eine einzelne Rebe ausgemacht, die sich in der Art des Wachstums deutlich von den anderen Reben unterschied. Es stellte sich heraus, dass durch einen Virus eine genetische Veränderung eingetreten war. Einen Gen-Defekt in der Art, wie wir es auch aus der Champagne (in Avize z.B. Thienots Vigne aux Gamins) kennen. Extrem winzige Erträge und sehr lockerbeerige Trauben. Unproduktiv und deshalb von den Behörden verdammt. Luciano und sein Bruder und Weinbergmanager Luca haben die Reben ausgehend von der Mutterpflanze selber vermehrt und zunächst experimentell an verschiedenen Orten angepflanzt. Letztendlich wurde ein Teil der Weinlage Le Coste bei Barolo mit den heute produzierenden Reben bestockt. Das Ergebnis, eben durch diese Lockerbeerigkeit und diesen winzigen Ertrag, ist allerdings eine enorme natürliche Konzentration bei totaler Gesundheit. Kleinste gesunde Beeren, dicke Schalen. Es gibt nur etwas über 2.000 Flaschen. Der Name des Weines stammt aus dem piemonteser Dialekt. Talin bedeutet „geboren“ und ist der Name desjenigen Besitzers, der damals den Weinberg an Luciano verpachtet hatte. Der Wein ist zwei Jahre im 500 Liter Tonneau und ein weiteres Jahr im großen Holzfass und danach drei weitere Jahre auf der Flasche im Weingut bevor er in den Verkauf kommt. 2014 ist bekanntlich ein Jahr, dass ganz feine Weine hervorgebracht hat, Barolos zum Träumen, mit feinsten Tanninen und ohne grüne Elemente oder brachiale Kraft. So ist im Grunde 2014 eine Weiterentwicklung von 2012 in der Stilistik oder eine etwas zartere Version eines stylischen 2016ers. Der Vite Talin ist wahnsinnig duftig und wahnsinnig schwarz. Aber nicht drückend und fett, sondern schwarz und feminin. Fast etwas exotisch. Die Nase enthält Feige, süße Jasmin, Flieder, viel Veilchen, dazu Lakritze. Das Ganze wie eine kraftvolle, dunkle Wolke, ohne jeden Gerbstoff, einfach nur in einer unglaublich wollüstigen Duftwolke hochkommend. Mit dieser ganzen floralen Süße, Pakistani Night, wow, was für eine schwarzblaue Wucht. Der Mund hat dann unerwartet viel Gripp und viel salzige Pikanz, sehr viel sogar, und so viel Lakritze, holländische, schwarze, salzige Lakritze, die unendliche lange im Mund umhergeht und alles belegt. Süßholz, Feige, die Süße, die Exotik und das Ganze mit viel druckvoller, mineralischer Länge von Feuerstein über Schiefer. Wieder in diese extreme lakritzige Würze reingehend, salzig und süß für zwei Minuten haften bleibend. Der Wein ist ohne Frage ein Ereignis. Das ist verblüffend. 2014 gibt es nicht viele Highlights auf diesem Level, aber dieser Vite Talin gehört ganz sicher dazu. Das ist ein Unikat. Großer Stoff. 98-99/100