Lobenberg: Dieser Rocche kommt nicht aus Annunziata sondern es ist die Lage Rocche aus Castiglione Falletto. Obwohl der Lazzarito vom Terroir eigentlich der massivste Wein Viettis sein sollte, ist Rocche immer der wuchtigste Wein. Ein richtiger Kracher. Biologisch-organische Weinbergsarbeit. Ultrakleine Erträge von unter 20 hl/ha durch mehrmalige grüne Lese. Beides zusammen ergibt immer eine sehr frühe Reife mir knackiger Säure bei zugleich hoher Fruchtsüße. Bei Vietti wie schon bei Voerzio kann man daher je nach Jahrgang früher oder später lesen, die volle Reife erreicht man immer. 2013 im perfekten, kühlen Jahr erst spät im Oktober gelesen. Fermentiert wird nur mit der natürlichen Hefe, also Spontanvergärung. Komplett entrappt, malolaktische Vergärung in gebrauchten kleinen Fässern, Ausbau natürlich zu 100% in größeren gebrauchten Fässern. Rocche ist die einzige Single-Vinyard-Lage direkt am Weingut. 200 Meter Entfernung. Die Majorität des Bodens ist weiß-blauer Lehm. Hart, porös, fast gesteinsartig, mit minimaler Sandauflage und Kalksteinunterbau. Die Nase ist ungeheuer reichhaltig. Obwohl Lage und Terroir es nicht vermuten lassen ist der Wein noch viel üppiger, dicker und fetter als Brunate und sogar kraftvoller als Lazzarito. Ungeheure Intensität schwarzer Frucht und Lakritze. Aber die Lakritze ist nicht schwarz, fast eine helle, salzige Lakritze. Fast schwarz. Schwarze dichte Frucht, sehr viel Wachholder, schwarze Olive und Olivenpaste, dunkle Erde, schwarze Kirsche und so dicht, dass er kaum noch Süße aus dem Glas steigen lässt. Der ganze Mund wird schwarz belegt. Erde, Veilchen, Lakritze, Weihrauch, Thymian, Teer, wieder schwarze Olive. Intensives Tannin, was aber fast weicher herüberkommt als im Lazzarito. Das liegt aber daran, dass hier so viel Frucht im Spiel ist. Dieser Wein hat schon eine leichte Barbera-Affinität in seiner hohen Intensität an dichter Kirsch-Schlehen-Schoko-Frucht und wird selbst in 10 Jahren den Trinker immer noch überwältigen in seiner Dichte. Wir sind bei Vietti auf jeden Fall in einer anderen Dimension als zum Beispiel bei den ultrafeinen Weinen von Aldo Conterno oder Elio Grasso in ihrer burgundischen Feinheit. Wir sind hier eher bei den großen Weinen des Priorats. Auf jeden Fall ist Vietti der wuchtvollste, kraftvollste Erzeuger, mit dem ich zusammen arbeite. Man muss diesen enormen und überwältigenden Stil mögen, dann kann man ihm attestieren, dass er ganz vorne liegt. Der Rocche ist auf jeden Fall ein Ultrateil, dem die Säure des Jahrgangs 2013 so gut zu Gesicht steht. Nach Minuten meiner Sprechzeit nochmals genossen, er verschwindet er überhaupt nicht mehr aus dem Mund. Ich bin gespannt, ob ich ihn in 10 Jahren mag oder ob er mit dann noch zu intensiv ist. Auf jeden Fall ein Blockbuster par Excellence. 98-100/100