Lobenberg: Die Lage Rocche Annunziata neben Fossati ist eine komplette Südexposition unterhalb von La Morra,im kleinen Weiler Annunziata, und hat die Form eines Amphitheaters. Hier wird die größte Dichte und die größte Reife aller Weine von La Morra erreicht. Deshalb ist der Rocche innerhalb der Weine von Voerzio immer der dichteste, profundeste und reifste Wein. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio nur knapp 500 Gramm Beeren aus maximal 5 winzigen Trauben. Nur die stocknahen 5 Trauben werden belassen und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte (mit der höheren Säure) der Traube vorsichtig weggeschnitten. Wahrscheinlich der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig, die Stockdichte auf Zehntausend je Hektar zu erhöhen. Das erfolgt laufend, aber das wird auch noch Aufgabe der Folgegeneration um Sohn Davide Voerzio bleiben. Natürlich erfolgt hier die Arbeit biologisch-organisch (auf Robertos Wunsch nicht zertifiziert, das Ansehen der italienischen Zertifikate ist wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert), vom Weinberg bis zum Keller, nur Spontanvergärung, Nebbiolo-Ausbau nur in gebrauchtem, burgundischem, sehr dichtporigen Holz, minimal getoastet, also nur Zweit- und Drittbelegung, damit traditionelle Ausprägung der Weine, Holz ist nicht spürbar. Bei so geringen Erträgen und biodynamischer Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i.d.R. gibt es hier 3 Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren die höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure, und damit die Frische und Eleganz immer höher, Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. 2014 war ein Jahr mit einem ungewöhnlich nassem Frühling, total verregnete Blüte. Im Anschluss daran Mehltau und falscher Mehltau. Das Ganze zog sich bis in den Juni, ja sogar Juli hinein. Das Ergebnis war eine extreme Verrieselung zu Beginn und ein wahnsinnig hoher Verlust durch Mehltau und falschen Mehltau. Anders als andere Weingüter hat Roberto Voerzio allerdings überhaupt keine Probleme mit Botrytis, da er die Erde extrem bearbeitet. Es stehen keine Gräser, alles wird mechanisch immer wieder aufgebrochen und untergepflügt, so dass am Ende keine stehende Feuchtigkeit aus den Gräsern und dem Boden gibt. Botrytis und Fäulnis ist hier somit überhaupt kein Thema. Aber diese extremen Verluste im nassen Frühjahr und Frühsommer führten dann dazu, dass seine Erträge, die normalerweise bei 400-500 Gramm pro Pflanze liegen, im Jahr 2014 bei knapp 200 Gramm liegen. Das heißt, sein Gesamtertrag an Barolo war weit weniger als die Hälfte seiner normalen Erträge, und auch die sind ja schon die mit Abstand kleinsten im Barolo überhaupt. Und Roberto kommt mit 6,4 Gramm Säure und nur 13 Grad Alkohol frisch, vibrierend und delikat daher in so einem letztlich sehr charmanten Jahr. Auch hier waren wir in 2014 zwar bei diesem extrem geringen Ertrag von 200 Gramm, aber die Nase präsentiert sich noch ganz anders als die Weine vom oberen Berg in La Morra, dem La Serra, Brunate und Cerequio. Wir haben hier eine unglaubliche Wärme, eine reiche, dichte Frucht. Sehr viel Schwarzkirsche. Aber erstaunlicherweise auch einen Hauch Blaubeere nebst Holunder. Auch Maulbeere, Johannisbrotbaum. Eine feine Würze, fast etwas Lorbeere. Und eine zarte Garrigue Würze darunter. Das Ganze mit warmer Reichhaltigkeit unterlegt. Im Mund ist dieser Wein so unglaublich tiefgründig und profund mit einer wahnsinnigen Säure. Man stelle sich die zuvor beschriebenen Süße und Reife der Nase vor, die sich auch im Mund fortsetzt. Dazu diese unglaubliche Frische und diese Tiefgründigkeit aus diesem winzigen Ertrag. Das Ganze hallt für Minuten nach. Das ist ganz klar der intensivste der vier Weine. So unglaublich reich, komplex und trotzdem zart mit seinen 13% Alkohol und seiner unglaublichen Länge. Das ist so verspielt, das ist fast so fein im Mund wie der La Serra. Und trotzdem so unglaublich warm, dicht und zart in seinem geringen Alkohol. Ein wahnsinnig komplexer Wein. Ich dachte nicht, dass wir fast 200 Meter tiefer eine so grandiose Konstellation vorfinden können, aber der Rocche Annunziata gehört 2014 mit zum Feinsten und Interessantesten was ich bei Voerzio getrunken habe. Einer DER Topweine des Jahrgangs. 98-100/100