Lobenberg: Diese Einzellage wird erst seit wenigen Jahren separat produziert. Weil die Menge eben nicht besonders groß ist. Auch wenn es vielleicht eine der spektakulärsten Lagen der Vietti Familie überhaupt ist. Die Lage ist ein Amphitheater im verträumten, bildhübschen, winzigen, fast immer unbeachteten Dorf Novello, und liegt spektakulär in etwa 380 Metern Höhe. Also deutlich höher als allers andere Lagen im Barolo. Nicht ganz so hoch wie die Hochlage La Serra in La Morra, denn da erreichen wir auch schon mal 100 Meter mehr. Dieser Cru Ravera wird bei Vietti anders behandelt als alle anderen Weine. Kuca Curradi verwendet nie kleines Holz. Weder neues noch altes kleines Holz, sondern er bleibt die ganze Zeit im gebrauchten, großen Holzfass. Der Wein wird auch zum Teil mit Rappen spontan vergoren und vinifiziert. Wir sind hier bei Barolo auf einer sehr traditionellen Art und Weise, weil diese Trauben aus dieser Lage das so besonders gut vertragen. Und von Anbeginn an war der Ravera der absolute Burner in diesem Haus. Die Nase zeigt dann auch gleich diese Rappenwürzigkeit. Und wir sind in Summe deutlich weniger zerfließend, viel versammelter. Wir haben provenzalische Kräuter, und wir haben neben der süßen, roten Frucht auch tiefe dunkle Frucht. Holunder, sehr viel mehr Eukalyptus und Minze. Sicherlich von den Rappen kommend. Ganz viel Druck zeigend, aber sehr viel versammelter als alle anderen Weine aus diesem Jahrgang. Der Mund ist auch frischer als alle anderen Barolo. Sicherlich auch der Art und Weise der Vergärung mit den Rappen geschuldet. Gott hat das Ganze eine tolle krautwürzige Unterlage. Diese Intensität des Salzes des Terroirs, des Kalksteins zusammen mit dieser Frische, mit dem Eukalyptus. Wir sind von allen Weinen hier am deutlichsten bei Naturproduzenten aus dem Burgund. Auch wenn sich der Rocche mit den ganz großen Weinen aus Chambertin messen konnte. Hier kommt noch eine weitere Dimension dazu. Bicht besser aber ganz anders. Ob das in zehn Jahren der grandiosere Wein ist vermag ich nicht zu sagen, aber für den Moment bin ich total hin und weg von dieser Komplexität dieser beiden Welten. Dieser immensen, reichen Frucht aus 2015, diese Krautwürze, diese Holunder/Eukalyptus/Minze, und das Ganze ist so unendlich lang. Raffiniert, intensiv und Natur pur. Alles gleichzeitig. Und um es nochmals zu sagen: ich möchte 2015 nicht zum größten Jahr aller Zeiten erklären. Das ist 2015 sicher nicht, aber 2015 hat das Zeug dazu, zu den köstlichsten Jahrgängen der Geschichte Barolos überhaupt zu gehören. Und ich finde das ist ein Attribut, das es mehr als wert ist, Weine mit der Höchstnote auszuzeichnen. Den am Ende geht es um diese immense Trinkfreude, Saftigkeit und Spaß. Das Ganze mit einem Anspruchsdenken, dass man von jedem neuen Schluck wieder geflasht ist, und das man bei jedem Schluck wieder Freude empfindet und die Flasche ganz sicher beendet. Das haben wir bei den meisten großen Barolo des Jahres 2015. Und nur aus diesem Grund gehört Barolo 2015 für mich zum Besten was ich je probiert habe. Nicht zum Größten, aber zum Besten und Schönsten. 100/100