Lobenberg: Biologisch-organische Weinbergsarbeit. Ultrakleine Erträge von unter 20 hl/ha auch in Standardjahren durch mehrmalige grüne Lese. Beides zusammen ergibt immer eine sehr frühe Reife mir knackiger Säure bei zugleich hoher Fruchtsüße. Bei Vietti, wie schon bei Voerzio, kann man daher je nach Jahrgang früher oder später lesen, die volle Reife erreicht man immer. Fermentiert wird nur mit der natürlichen Hefe, also Spontanvergärung. Ravera ist der einzige, nicht vollständig entrappte Barolo, keinerlei Kontakt mit kleinen Fässern, Ausbau zu 100% in einem großen, alten 4000-Liter-Fass. Luca Currado, der Weinmacher, passt diese andere Art dem so ganz anderen Terroir von Novello an. Ravera stammt aus einer Einzellage nahe Novello. Bis 2009 einen Teil der Castiglione-Komposition, erst dann wieder, nach langer, langer Pause als Einzellage abgefüllt. Mit dem Start zum ersten Jahrgang 2010 und 100 Punkten bei Galloni war natürlich der Weg des Erfolgs vorgezeichnet. Die Nase unterscheidet sich vollständig von den anderen Baroli Viettis. Novello hat eben schon andere Böden. Und die Rappen bei der Vergärung und der Ausbau im Giacosa-Riserva-Stil (ohne Abzug 3 Jahre unbewegt im Fass, ultrafein, fast wie Tondonia Reserva aus der Rioja, ein absoluter Gegenentwurf bei Vietti) Sehr eigenständig. Kalksteinuntergrund mit leichter Lehm- Sandauflage in Süd-West-Exposition. Die Reben sind gut 50 Jahre alt. Aber nur ein Teil der ältesten Reben und der besten Exposition und steilsten Lagen mit den geringsten Erträgen gelangen in diesen Einzellagenwein. 2/3 des Weinbergs gehen weiter in den Castiglione. Der Ravera ähnelt einer klassische Giacosa Riserva Version. Der Wein sieht ja auch nie kleines Holz. Immer im großen, gebrauchten Holz. Und vor allen Dingen langer Ausbau. Dieser Wein kommt in der Nase immer zarter, seidiger und zugleich intensiver rüber. Sehr viel schwarze Frucht, aber so fein gezogen. Die rote Frucht auch sehr eigen, eher Schlehe und Cranberry. Intensiv in Finesse und Seidigkeit. Wenn man so etwas sagen kann. Diese Besonderheit des Raveras und die Art des Ausbaus zeigen sich im Mund nochmals deutlicher. Der Wein ist fast schlank. Fast ein wenig wie Bartolo Mascarello, aber dabei noch intensiver, süßer und viel dichter. Unendlich lang. Diese mineralische, rote Fruchtorgie zieht sich über Minuten dahin. Gar kein Holzeinfluss, aber so intensiv, so voller Verspieltheit. Eine Orgie in Seidigkeit. Die einzige Referenz dafür ist im Piemont letztlich nur die Riserva Qualität von Giacosa. Aber Vietti ist etwas weniger oxidativ, noch frischer. Er gehört auf jeden Fall zu den ganz großen Weinen und auch 2014 trifft die Typizität dieses Ravera ganz hervorragend. Einer der wenigen 2014er Weine, der für mich in die höchste Sphäre vorstoßen kann. 98-100/100