Lobenberg: La Serra ist die höchste Lage in La Morra, und damit die höchste Lage von Voerzio und in der Langhe überhaupt, durchschnittlich in 450 Metern Höhe (der höchste Teil liegt bei 500 Metern) direkt am Ortsausgang Richtung Barolo. Südost- Exposition. Schon auf 8000 Stöcke je Hektar aufgestockt. Entsprechend der Höhe und der Sonnenexposition ist der La Serra der feinste, verspielteste, der zarteste Wein von Voerzio. Er wird ob seiner Zartheit oft unterschätzt, ist jedoch in warmen, runden Jahren ob seiner verspielten Feinheit und hohen Säure der beste Wein Voerzios, zumindest aus meiner Sicht und der Sicht des Winzers. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio nur unter 500 Gramm Beeren aus maximal 5 winzigen Trauben. Nur die stocknahen 5 Trauben werden belassen, und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte (mit der höheren Säure) der Traube vorsichtig weggeschnitten. Wahrscheinlich ist Voerzio der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig, die Stockdichte auf Zehntausend je Hektar zu erhöhen. Das erfolgt laufend, aber das wird auch noch Aufgabe der Folgegeneration um Sohn Davide Voerzio bleiben. Natürlich erfolgt hier die Arbeit biologisch-organisch (nicht zertifiziert, das Ansehen der italienischen Zertifikate ist wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert), vom Weinberg bis zum Keller. Nur Spontanvergärung, Nebbiolo-Ausbau nur in gebrauchtem, burgundischem, sehr dichtporigen Holz, minimal getoastet, nur Zweit- und Drittbelegung, damit traditionelle Ausprägung der Weine, Holz ist nicht spürbar. Bei so extrem geringen Erträgen und biodynamischer Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i.d.R. gibt es hier 3 Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren die höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher, Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. 2014 war ein Jahr mit einem ungewöhnlich nassem Frühling, total verregnete Blüte. Im Anschluss daran Mehltau und falscher Mehltau. Das Ganze zog sich bis in den Juni, ja sogar Juli hinein. Das Ergebnis war eine extreme Verrieselung zu Beginn und ein wahnsinnig hoher Verlust durch Mehltau und falschen Mehltau. Anders als andere Weingüter hat Roberto Voerzio allerdings überhaupt keine Probleme mit Botrytis, da er die Erde extrem bearbeitet. Es stehen keine Gräser, alles wird mechanisch immer wieder aufgebrochen und untergepflügt, so dass am Ende keine stehende Feuchtigkeit aus den Gräsern und dem Boden gibt. Botrytis und Fäulnis ist hier somit überhaupt kein Thema. Aber diese extremen Verluste im nassen Frühjahr und Frühsommer führten dann dazu, dass seine Erträge, die normalerweise bei 400-500 Gramm pro Pflanze liegen, im Jahr 2014 bei knapp 200 Gramm liegen. Das heißt, sein Gesamtertrag an Barolo war weit weniger als die Hälfte seiner normalen Erträge, und auch die sind ja schon die mit Abstand kleinsten im Barolo überhaupt.Die Nase des 2014er ist sofort verblüffend. Sie ist nämlich reif und rund. Für die höchste Lage von Voerzio erstaunlich fein und charmant. 2014 ist am Ende auf Grund der extrem niedrigen Erträge bei Voerzio ein Jahr geworden, was in der Süße eher an 2011 erinnert. Dazu vielleicht etwas mehr Tanninstruktur und weniger Alkohol. Also etwas mehr Power. So eine schöne süße Himbeere, süße Johannisbeere. Unglaublich fein. Mango, süße Orange. Der Mundeintritt schlägt das nochmals. So delikat, so unglaublich fein und gleichzeitig so süß. So intensiv und pikant. Diese Süße und dazu diese immense Säure. Der PH-Wert liegt bei 3,3 und die Säure ist für Barolo extrem hoch mit 6,4 Gramm in seinen ganzen 2014er Baroli. Und diese tolle Frische ist im Mund sehr zu spüren. Diese enorme Komplexität, die ganze Bandbreite von diesem extrem tiefen PH-Wert und dieser hohen Säure. Das Ganze mit dieser reifen und intensiven Frucht. Nein, La Serra 2014 hat nicht diese Tanninstruktur, diese Power, diese unglaublich kraftvolle Art der Jahrgänge 2012 und 2013, aber diese Feinheit aus 2011 erreicht er allemal. Und er ist dazu noch vibrierender und pikanter. Ich bin mal gespannt ob die anderen drei Crus da herankommen. La Serra gefällt mir unglaublich gut. Das ist im Grunde von der Trinkstruktur her ein Burgunder aus Gevrey-Chambertin, ein Chambertin Grand Cru gekreuzt mit einem grandiosen Brunello di Montalcino. Beide Assoziationen kommen mir bei diesem La Serra in den Sinn. Ich bin verblüfft und hätte das in 2014 nicht erwartet. La Serra ist einer der besten Weine des Jahrgangs. 97-100/100