Lobenberg: La Serra ist die höchste Lage in La Morra, und damit die höchste Lage von Voerzio und in der Langhe überhaupt, in 420 Metern Höhe direkt am Ortsausgang Richtung Barolo. Südost- Exposition. Schon auf 8000 Stöcke je Hektar aufgestockt. Entsprechend der Höhe und der Sonnenexposition ist der La Serra der feinste, verspielteste, der zarteste Wein von Voerzio. Er wird ob seiner Zartheit oft unterschätzt, ist jedoch in warmen, runden Jahren ob seiner verspielten Feinheit und hohen Säure der beste Wein Voerzios, zumindest aus meiner Sicht und der Sicht des Winzers. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio nur unter 500 Gramm Beeren aus maximal 5 winzigen Trauben. Nur die stocknahen 5 Trauben werden belassen, und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte (mit der höheren Säure) der Traube vorsichtig weggeschnitten. Wahrscheinlich ist Voerzio der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig, die Stockdichte auf Zehntausend je Hektar zu erhöhen. Das erfolgt laufend, aber das wird auch noch Aufgabe der Folgegeneration um Sohn Davide Voerzio bleiben. Natürlich erfolgt hier die Arbeit biologisch-organisch (nicht zertifiziert, das Ansehen der italienischen Zertifikate ist wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert), vom Weinberg bis zum Keller. Nur Spontanvergärung, Nebbiolo-Ausbau nur in gebrauchtem, burgundischem, sehr dichtporigen Holz, minimal getoastet, nur Zweit- und Drittbelegung, damit traditionelle Ausprägung der Weine, Holz ist nicht spürbar. Bei so extrem geringen Erträgen und biodynamischer Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i.d.R. gibt es hier 3 Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren die höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher, Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. Grundsätzlich war 2013 in der Langhe ein eher kühleres Jahr, mit kühleren Nächten und nicht so heißen Sommertagen. Der Ernteverlauf war relativ normal, das heißt, dass er auch 2013 schon Ende September bei voller Reife erntete. Und trotzdem schlägt sich der kühle Charakter des Jahrgangs nieder mit moderatem Alkohol und schöner Frische bei großer Komplexität. Die Nase hat unglaublich viel Ähnlichkeit mit dem Jahrgang 2012 (La Serra gab es 2012 leider wegen Hagel nicht), nur eine Spur zarter. Für mich sind 2013 und 2012 die zwei schönsten Jahrgänge seit ich Barolo probiere, weil sie noch vor 2008 und 2010 so extrem feine, elegante und trotzdem komplexe, ausdrucksstarke Jahrgänge sind. Ok bei 2010 muss ich nochmal nachprobieren, war schon auch genial. Marzipan neben Zwetschge, süße Kirsche, nur einen Hauch schwarze Kirsche. Ein kleiner Touch Lorbeer, Olive und auch rote Johannisbeere. Sehr fein und trotzdem schöne Süße ausstrahlend. Der Mund wie für La Serra üblich unglaublich frisch, fein, tänzelnd, verspielt. So überaus seidig zeigt er eine salzig mineralische Schärfe, die fast verblüfft und berauscht zugleich, so unendlich viel Ausdruck mit rassiger Säurefrische. Ein Wein, der mich ein wenig an den aus Barolo stammenden Cannubi von Altare erinnert, aber etwas konzentrierter ist. Feine Süße bei komplexer Filigranität. Der Wein hat Rasse und ist burgundisch fein. Ein Chambolle-Musigny im oberen Bereich, darunter die Kraft aus Gevrey-Chambertin und den leicht maskulinen Unterbau. Grandioser, komplexer Barolo, der nach 5-10 Jahren Lagerung perfekt zu trinken sein wird. Es macht viel Spaß. 97-98/100