Lobenberg: Maria Theresa steht ihrem Vater Bartolo in der Weinqualität überhaupt nicht nach! Fermentiert in Zement wie eh und je, 30 bis 50 Tage Schalenkontakt im Zementtank, danach ausgebaut im großen alten Holz. Vergärung nur spontan mit der Naturhefe. Dieser Barolo setzt sich zusammen aus den 4 Einzellagen Cannubi, Rocche Annunziata, Rué und San Lorenzo. Bei Mascarello werden alle Lagen zusammen vergoren, die Auswahl findet nur im Weinberg statt, seit Jahrzehnten gibt es die gleiche Lesemannschaft, sie wählt schon im Weinberg perfekt aus. Die Weine werden komplett entrappt und dann mit der natürlichen Hefe vergoren. Das Resultat sind nur 15.000 Flaschen Gesamtproduktion des Barolo in einem Standardjahr. Die Fermentation läuft in den ersten 12-15 Tagen im Zement, danach verbleiben die Weine in guten Jahren zwischen 40 und 50 Tagen auf der Maische, ohne dass noch einmal Pigeage oder Remontage durchgeführt wird, tägliches Probieren bestimmt das Ende des aromatischen Zugewinns aus der Maischestandzeit. Danach erfolgt der Abzug und der Ausbau im großen gebrauchten Holz, so dass keinerlei aromatischer Holzeinfluss durch neues Holz kommt, sondern lediglich die gewollte Entwicklung per Oxydation stattfindet. Da der Abzug vom BETON ins Holz nach der alkoholischen Gärung i.d.R. schon bei nur noch 10 Grad Außentemperatur erfolgt, muss die Malo bis zum Frühjahr warten, geheizt wird hier nicht. 2016 ist ein sehr klassisches Jahr. Erntebeginn Mitte Oktober, keine extremen Hitzespitzen im Sommer. Im Grunde einfach ein sehr gut und harmonisch verlaufendes Jahr und auch die Menge ist im Normalbereich. Und trotzdem ist 2016 zu einem geradezu überragenden Jahrgang geworden mit einer so typischen Holunder-Lakritz-Struktur in der Nase. Bei Mascarello kommt dazu viel dichte, rote Frucht, Kirsche, ein kleiner Hauch Hagebutte dahinter, ein bisschen Schlehe. Wie immer eher verspielt und etwas filigraner, nie massiv. Langsam kommt auch ein bisschen Himbeere, Kreide, Lakritze und Veilchen, alles schwebend und fein. Im Mund ein ziemlich strammes Säure- und Tanningerüst. Das Tannin ist ziemlich geschliffen aber es ist massig vorhanden. Die Augen ziehen sich zusammen, wow, was für ein Ereignis. Der Wein ist unendlich lang, bleibt einfach stehen im Mund. Unglaubliche Tanninstruktur, aber ist sie auch reif genug? Oder wird es ein sogenanntes großes Jahr, das nie weich und samtig werden wird wie es etwa 2004 zu sein scheint? Ich bin nicht ganz sicher. 2016 hat sicherlich das Potenzial als eines der größten Jahre überhaupt in die Geschichte einzugehen, wenn nicht sogar das größte Jahr bis heute. Bei Mascarello ist die Tanninstruktur aber schon ziemlich intensiv, ziemlich massiv, und zusammen mit der Säure und dem Terroirabdruck ist das schon ein ziemlicher Hammer. Oben drauf dann diese Verspieltheit, dieses Florale vor allem in der Nase. Der Jahrgang hat Aussichten zu den Allergrößten jemals gezählt zu werden, aber wie schon gesagt, mit einem gewissen Restrisiko ob der gewaltigen Tanninmassen und der bangen Frage, wie sie sich in gerade diesem Wein zukünftig entwickeln werden. Potenzialwertung. 97-100/100