Lobenberg: In den Castiglione fließen alle Crus ein, die zu klein sind um separat vinifiziert zu werden. Vietti ist sicher das Gut mit den meisten Parzellen und Einzellagen und man könnte die heute bestehenden 5 Einzellagenweine problemlos auf 10 oder mehr ausweiten. Aber irgendwann würde es unübersichtlich werden, deshalb gehen alle anderen, von Ausmaß kleineren Crus in den Castiglione. Auch der heute berühmte Ravera war bis vor ein paar Jahren noch Bestandteil des Castiglione. Deshalb muss man diesen Castiglione ganz besonders hervorheben. Es ist ein Wein auf potenziellem Top-Punkte Qualitätsniveau, der aber fast zu einem Schnäppchenpreis auf den Markt kommt. Der Wein hat ein bisschen neues Holz gesehen, das tut ihm extrem gut. Dazu kommt diese stylische Nebbiolo aus 2016 mit ganz kleinen Erträgen von winzigen Beeren. Ein Jahrgang der Eleganz, die auch 2010 hervorgebracht hat, aber gleichzeitig auch einen Tannin-Reichtum wie 2013, mancherorts wie 1989 oder 1971. Und satte Frucht. Auf jeden Fall ein ganz großes Jahr und eines, das trotz seiner Geschmeidigkeit sicher unendlich altern kann und teilweise auch muss. Ich erinnere mich noch genau an das vorletzte Jahr, ich war so begeistert von etwa 2014, da war Castiglione einer der Primus-Weine unter den normalen Barolo. 2015 war dann berauschend in seiner Opulenz und Fülle. 2016 ist er einfach nur ultra stylisch. Wir haben die Wärme und Fülle der Frucht, die Seidigkeit, die Eleganz, viel Sauerkirsche, Schlehe, Himbeere darunter, Boysenbeere, aber auch rote Johannisbeere und Lakritze nebst Holunder darunter. Sehr lang, sehr intensiv in seiner Frische. Dabei große Tannin-Mengen, die zum Glück total poliert sind. Die Tannine sind nochmal deutlich feiner und eleganter als in den großen Jahren 2015 und 2014. Der Wein verliert sich im Unendlichen, bekommt einen burgundischen Touch, ja man kann hier schon den Vergleich mit 2010 anstellen, nur mehr Frucht in 2016. Aber natürlich ist er in diesem Fasswein-Stadium auch sehr charmant. Ich bin sicher, dass er sich verschließen wird, und es insgesamt ein Jahrgang, den man ,erst 7 bis 10 Jahre nach den 2015ern anfassen sollte. Der Nachhall ist phänomenal, die Feinheit der immensen Tannine tritt hier nochmal so deutlich hervor, die so feinkörnig und reif sind, aber doch hochintensiv. Rotfruchtig, salzig, lakritzig, kirschig, krautwürzig und unendlich fein. Ein perfekter Castiglione. 96-97/100