Lobenberg: Dieser Wein kommt wie immer aus 11 verschiedenen Lagen und ist der Barolo des Hauses schlechthin. Dafür steht Vietti. Diese Basis zeigt perfekt, was Vietti kann. Biologisch-organische Weinbergsarbeit. Ultrakleine Erträge von unter 20 hl/ha durch mehrmalige grüne Lese. Beides zusammen ergibt immer eine sehr frühe Reife mir knackiger Säure bei zugleich hoher Fruchtsüße. Bei Vietti wie schon bei Voerzio kann man daher je nach Jahrgang früher oder später lesen, die volle Reife erreicht man immer. Fermentiert wird nur mit der natürlichen Hefe, also Spontanvergärung. Komplett entrappt, malolaktische Vergärung in gebrauchten kleinen Fässern, Ausbau natürlich zu 100 % in größeren gebrauchten Fässern. Der Barolo Castglione ist ein Blend aus Einzellagen der Langhe, deren Einzelvinifikation von der Menge nicht lohnt oder deren Randlagen nicht perfekt für das Cru erscheinen. Die Einzellagen dagegen gibt es nur in winzigen Mengen. Die ungeheure Fülle und Reichhaltigkeit zeigt schon der Castiglione. Diese Dichte der Frucht, die totale Fokussierung, der mittige Lauf eines voluminösen Barolo der maskuline und feminine Züge hat. Satte rote Frucht. Feiner Sand. Salz. Kreide und Kalkstein. Das Ganze sehr pikant tänzelnd. Ja, dieser Castiglione ist grundsätzlich die ideale Komposition eines Barolo, so wie es sonst vielleicht noch Maria Theresa Mascarello schafft, die aber stilistisch deutlich schlanker daherkommt. Und 2012 ist in seiner Pikanz und Delikatesse ein überragendes Beispiel der Stilistik Viettis. Er ist wirklich komplexer, feiner, delikater und verspielter als der extrem schön zu trinkende 2011er. Auch üppig aber weniger fett, etwas eleganter und zarter (wenn man das hier überhaupt sagen kann). 2012 braucht alerdings auch länger Zeit, weil sein poliertes Tannin eine gewisse anfängliche Schärfe zeigt. 94+/100