Lobenberg: Cannubi ist sicherlich die berühmteste und vielleicht auch die interessanteste Lage des gesamten Piemonts der weicheren Gemeinden Barolo, La Morra und Novello. Cannubi ist das Herz der Gemeinde Barolo. Fast 100% weißer Lehm und doch nicht so maskulin wie die Weine aus Serralunga und Castiglione, sondern weicher, burgundischer, mehr zu den Weinen aus Monforte tendierend. Eigentlich ist Cannubi die burgundische, eher rotfruchtige Idealform. Elio Altare konnte seine Pacht des viertel Hektar in Cannubi noch bis 2024 verlängern. Alte Reben in bester Lage. Es gibt nur noch 2 Parzellen, die hier die Privatleuten gehören, der Rest ist in Weingutsbesitz, das Spiel der Verpachtungen nähert sich dem Ende. Die Pacht ist so unverschämt hoch, dass der Weinpreis noch nicht einmal ganz die Kosten deckt, aber der Prestigegewinn und der Ansporn Cannubi zu bewirtschaften wiegt für Altare schwerer als der finanzielle Aspekt. Die Lage ist auch von Sandrone, Scavino und anderen Topwinzern bekannt und gehört sicher zum besten was die feinere Seite des Barolo-Tals zu bieten hat. Dazu zählen La Morra, Novello und Barolo selbst, dem entgegen stehen die maskulineren Castiglione und Serralunga, Monforte ist das Bindeglied. Cannubi gilt unter Insidern in diesem Bereich der Langhe als der absolute König, weil die rote Frucht, die Finesse und die Harmonie hier einfach unschlagbar sind. Und so ist Cannubi auch 2016 in diesem Jahr trotz leichter Hinwendung zur schwarzen Frucht immer noch überwiegend rotfruchtig. Intensiv, dicht, sehr viel Himbeere, süße rote Kirsche, unterlegt mit Holunder, schöne florale Elemente, sehr fein, wunderbar verwoben, nichts ist grob. Eine leichte Holzspur darunter, Altare baut ja immer noch im neuen Barrique aus, aber das stört 2016 überhaupt nicht. Der Mundeintritt ist durch den Einzellagen Charakter vielleicht etwas weniger komplex als beim zuvor probierten Unoperuno, der ja aus verschiedenen Gemeinden kommt. Cannubi ist eindimensionaler, aber in dieser Ausprägung einfach wunderschön, sehr auf roter Frucht laufend, mit verblüffend feinem Tannin. Da ist gar nichts dran was irgendwo rustikal rüberkommt. Das Ding hat keine Ecken und Kanten bei immenser Länge und Schönheit, ja fast Grandiosität und Brillanz. Das ist, was ich einfach einen ultraschicken Wein nennen würde. Und dennoch muss 2016 warten bis er zur Hochform aufläuft. Gerade bei Cannubi täuscht dieser Schick, der Charme und die Eleganz, aber der minutenlange Nachhall verrät, dass man dem Wein Zeit geben sollte. Cannubi wie er sein sollte. Und 2016 steht Altare, finde ich, ausgesprochen gut. 2015 entsprach mehr seinem weichen Stil und seinem Ansatz zu Frucht und Charme. 2016 hat aber die bessere Balance, weil es den Ausgleich zwischen dem weichen Barrique-Stil und den ultrafeinen aber in Massen vorhandenen Tanninen herstellt. 98-100/100