Lobenberg: Brunate liegt direkt neben bzw. leicht versetzt unterhalb von La Serra, kurz hinter dem Ortsausgang von La Morra Richtung Barolo. Wie alle Lagen von Voerzio hat auch dieser Weinberg nur gut einen Hektar. Die Exposition ist Ost/ Südost. Der Weinberg liegt durchschnittlich auf ungefähr 400 Meter Höhe. Brunate gilt Kennern zusammen mit Cannubi historisch als einer der zwei besten Cru von allen Barolo-Lagen der Langhe. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio unter 500 Gramm Beeren aus maximal 5 winzigen Trauben. Nur die stocknahen 5 Trauben werden belassen und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte (mit der höheren Säure) der Traube vorsichtig weggeschnitten. Wahrscheinlich der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig, die Stockdichte auf Zehntausend je Hektar zu erhöhen. Das erfolgt laufend, aber das wird auch noch Aufgabe der Folgegeneration um Sohn Davide Voerzio bleiben. Natürlich erfolgt hier die Arbeit biologisch-organisch (auf Robertos Wunsch nicht zertifiziert, das Ansehen der italienischen Zertifikate ist wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert), vom Weinberg bis zum Keller. Nur Spontanvergärung, Nebbiolo-Ausbau nur in gebrauchtem, burgundischem, sehr dichtporigen Holz, minimal getoastet, also nur Zweit- und Drittbelegung, damit traditionelle Ausprägung der Weine, Holz ist nicht spürbar. Bei so geringen Erträgen und biodynamischer Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i.d.R. gibt es hier 3 Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren die höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher, Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. Der Wein kommt deutlich süßer, dichter in der Frucht rüber als der noch feinere La Serra. Aber auch etwas schärfer, kraftvoller, mehr weißer und blauer Lehm als in La Serra, einfach mehr Dampf. Dichte, süße Kirsche und reife, reiche Zwetschge. Darunter feines Marzipan sowie Kirschkerne. Unglaublich viel Charme ausstrahlend. Überhaupt nicht fett und alkoholisch, sondern traumhaft schön in der reichen Frucht. Dichter Mund, deutlich ausgeprägtere Tanninmassen und Tanninschärfe und Salz als im feineren La Serra. Richtig viel Dampf im Mund und trotzdem fein, zart und elegant bei niedrigem Alkohol. Vielleicht nicht ganz so perfekt balanciert wie der La Serra in einem so feinen, komplexen Jahr. Mir fast zu intensiv mit seinem druckvollen Gerbstoff. Für Minuten nachhallend, immer wieder hochrollend. Ein Power-Wein, wenn es so etwas bei Voerzio überhaupt gibt. Und er braucht bitte 10-15 Jahre im Keller vor dem Genuss. Ein riesiges Potenzial für Geduldige. 97-100/100