Lobenberg: Der Untergrund dieses Teils der Lage Bussia ist ein stark von Magnesium und Mangan durchzogener Lehm. Das ergibt deutlich feinere und unglaublich florale Eindrücke, genau deswegen erfolgt die separate Vinifikation. Auch hier liegt der Ertrag bei nur gut 10 Hektoliter pro Hektar, die gleiche extrem frühe Reife, also vollständiger Erhalt der Säure bei früher Lese bzw. höchste Komplexität bei längerer Vegetationsperiode, immer eine sehr hohe Reife. Die Gesamtproduktion beträgt auch beim Colonnello nur 5.000 Flaschen aus 3 Hektar, Cicala ist gleich groß. Auch im Colonnello gibt es 4 grüne Lesen neben der schon extremen Ertragsreduktion durch die Biodynamik. Der Wein bleibt mit der Gärung ca. 5 Wochen auf der Maische zur Extraktion der reifen Tannine und Aromen aus den braunen Kernen und Schalen. Nach der Malo wird er ca. 30 Monate im großen Holz ausgebaut. Colonnello ist immer der feinste, verspielteste Wein bei Aldo Conterno. Beim ersten 2016 Barolo bei Aldo Conterno, den ich probiere, muss ich gleich eine Einleitung hinterherschicken: Der normale Bussia aus der Großlage Bussia in der Colonnello, der Romirasco, der Cicala-Teilstücke sind, hat die Malo sehr spät gemacht. Bei Aldo Conterno ist man da sehr pedantisch, was die Zeit nach der Malo anbetrifft. Der Wein muss mindestens eine gewisse Dauer danach auf der Flasche gewesen sein. Somit kommt der Bussia nicht wie üblich 2020, sondern erst 2021 auf den Markt. Das betrifft aber nicht Colonnello, Cicala und Romirasco, bei denen die Malo normal verlief. Was ist das besondere an 2016? Aus den bisherigen Verkostungen hat sich herausgestellt, dass es kaum ein Jahr gibt, dass so energetisch ist. Wir haben die Energie und Finesse wie 2010, total verspielt, aber extrem tanninreich mit brillantem Schliff. Nichts Hartes, nichts Sprödes, einfach nur Massen von tänzelnden Tanninen. Aber anders als 2010 haben wir 2016 auch noch einen Ticken mehr Frucht. Die Erinnerung von einigen Winzern an 1989 oder 1971 kann ich durchaus nachvollziehen. Doch wenn man ehrlich ist, ist 2016 natürlich noch um einiges stylischer und geschliffener als 1989. Jahrgang 1971 habe ich selbst erst in späteren Jahren probiert, das kann ich persönlich nicht so gut vergleichen. Aber ich kann absolut nachvollziehen wieso diese Vergleiche gezogen werden. Das Ergebnis in der Nase von diesem Colonnello ist neben der für 2016 spezifischen Holunderbeere und heller Lakritze auch sehr viel rote Frucht. Sehr viel Waldhimbeere, nicht ganz so süß, sehr straight, ein bisschen Hagebutte, Schlehe. Ganz wunderbare Kalkstein- und Kreide-Unterlegung, Bleistiftabrieb, auch ein Touch Feuerstein. Dann kommt der Mund und der flasht mich komplett. Alle Leser, die meine Texte schon länger verfolgen, wissen, dass ich ein großer Liebhaber der Lage Colonnello bin. Denn es ist einerseits der femininste Wein der drei großen Lagen von Conterno und zugleich der verspielteste. Ich liebe dieses Tänzelnde, diese Primaballerina, die sich da durch den Mund bewegt. Diese feinen Spitzen von Salz, Kreide und Kalkstein mit dem Unterbau von Feuerstein. Das Ganze in dieser roten Johannisbeere, Schlehe, Sauerkirsche, aber nie zu intensiv oder brutal. Immer total fein. Eine Feinheit wie es sie in der vielleicht überragenden Gemeinde Serralunga so nicht gibt, sondern wie es sie in dieser Art fast nur in Monforte gibt. In La Morra werden die Weine bei ähnlicher Feinheit meist etwas weicher. Allerdings mit einer Ausnahme: Roberto Voerzio mit seinen Hochlagen Cerequio und La Serra. Das ist auch genau diese Art von Barolo wie hier der Colonnello. Aber bitte täuschen Sie sich nicht, 2016 kommt zwar so unglaublich charmant und so voller Energie daher, aber trotzdem wird der Wein sehr lange brauchen. Wenn sie 2014 schon komplett vergessen haben und 2015 sich dem Ende entgegen neigt, können Sie vielleicht langsam daran denken, mal 2016 hervor zu holen. 15 oder 20 Jahre im Keller werden dem Wein gerecht werden. Das ist ein Wunder an Finesse, Charme, Frucht und Verspieltheit. Für mich ein ganz großer Wein. 100/100