Lobenberg: Dieser Barbera ist eine sehr elegante Version eines Barbera d´Alba. Er hat nicht die fette Kirschigkeit, nicht so viel Holzunterbau. Überhaupt ist es insgesamt ein schlanker und verspielter Barbera. Ich bin sehr überrascht… Ich hatte lange keinen Barbera, der so wenig in die Schlehe, die Schwarzkirsche und die Sauerkirsche und ins Fett fiel, was eigentlich üblich ist. Ein sehr schicker, eleganter und schlanker Wein. Eher mit Zwetschge und roter Kirsche. Nur ein leichter Hauch Schlehe dahinter. In der Nase so als würde es eine Rappenzugabe geben. Wow, wie würzig und dennoch verspielt! Rote Kirsche und Schlehe hintenraus, mit Orangenzesten unterlegt. Fast Zitrusnoten, dazu Garrigue-Noten. Sehr fein. Ich bin wirklich verblüfft. Ich habe wahrscheinlich noch nie einen Barbera verkostet, der so schlank und verspielt ist, der so burgundisch daherkommt. Ein tänzelnder, feiner Wein. So mag ich Barbera, ich bin hin und weg! Ich kucke nochmal auf das Etikett, ob es nicht vielleicht aus Versehen der Nebbiolo des Hauses ist, wegen dieser wunderschön blumigen Note und der Verspieltheit. Barbera trifft Burgund und Nordrhône. Oder vielleicht besser Gattinara. Ein Stand Alone. Ein wunderschöner, berauschender Barbera. Kein Riese, aber sehr, sehr schick. 94-95/100
Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.