Lobenberg: Das ist ein neues Projekt von Brovia und der erste Schaumwein des Weinguts. Das Ziel war es, einen authentischen Blend der Langhe zu kreieren. Er besteht aus 50-60 Prozent Barbera (sie trägt zur Frische bei), 30-40 Prozent Nebbiolo (sie gibt dem Wein seine Schultern und das kräftige Rückgrat) und circa 10 Prozent Freisa (Freisa war traditionell immer schon eine piemonteser Rebsorte, die zu einer zweiten Gärung in der Flasche neigt, deshalb war es naheliegend, sie in den Blend aufzunehmen). Zum Teil aus eigenen Trauben, zum Teil wurden Trauben zugekauft, aber in Zukunft wird das Weingut auch für diesen Wein auf eigene Trauben umsteigen. Die Trauben für diesen Schaumwein werden etwas früher gelesen und zusammen vergoren. Der erste Release kommt 2024 auf den Markt. Tirage im Februar 2020, das Muster, das ich probiere, war also beinahe 3,5 Jahre auf der Hefe. Erstmal wurden nur 100 Flaschen degorgiert, aber insgesamt gibt es 1.500 Flaschen. Der Rest wird später im Frühling 2024 nach 50 Monaten auf der Hefe degorgiert. Leuchtendes, zartes Goldgelb mit einem Hauch Silber. Die Nase ist cremig. Honigmelone, Wachs, und weiße Blüten, zarte Brioche Noten, geschmolzene Butter, etwas Minze, feine Kräuter, und saftiges gelbes Steinobst. Im Mund ist das ein ultra eleganter Schaumwein. Viel Pfirsich, Quitte, gelber Apfel. Die Perlage ist wunderbar fein und cremig. Hier haben wir 2 Gramm Dosage, das ist also beinahe Knochentrocken. Der Wein hallt fruchtig nach und hinterlässt eine zart kalkige Salzigkeit, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Der Wein gehört übrigens nicht in ein Champagnerglas, sondern am Besten in ein Weißweinglas. Die Entwicklung im Glas ist fesselnd, bei jedem Reinriechen kommen neue Aromen hinzu und dieser Schaumwein braucht Luft. Was für ein grandioser Start für dieses spannende Projekt. Schaumwein aus dem Piemont wird wahrscheinlich zum »Next Hot Stuff« gehören. 95-96/100
Der Jahrgang 2019 ist im Piemont wie auch in vielen anderen Regionen Europas ein magisches Jahr der Perfektion, er wird als klassischer Jahrgang hoch gelobt und im selben Zuge auch hoch bewertet. Viele Winzer vergleichen den Jahrgang mit dem Weltklasse-Ausnahme-Jahrgang 2016, besonders wegen der Tannindichte, Konzentration und Power der Weine. Den entscheidenden Unterschied zu den 2016ern macht aber die Balance der vielen dichten Tannine mit der wollüstigen Frucht, die süßer und saftiger ist als in den 2016ern. Die vibrierend frische, ausgleichende Säurestruktur der Weine sorgt für die ultimative, herausragende Balance. Der hohe Anteil an Polyphenolen bringt dabei vor allem bei Nebbiolo eine gesund leuchtende Farbe hervor, die tiefer und intensiver ist als in den Vorjahren. Im Grunde genommen haben die 2019er den Genuss-Regler lauter aufgedreht als die 2016er, sie sind eine hedonistische Version dieses klassischen Jahrgangs. Trotz all der Saftigkeit und Balance werden die Weine aber einige Zeit brauchen, um in ihr ideales Trinkfenster zu kommen, frühestens ab 2025, idealerweise ab 2028 geht’s los. Die Topweine haben das Zeug dazu, locker 20 und mehr Jahre im Keller zu reifen. Sie sind stramme, elegante Marathonläufer.