Lobenberg: Brovia besitzt eine 1,5 Hektar große Parzelle der Lage Villero, die ebenso wie Rocche in Castiglione Falletto liegt. Beide Weinberge liegen entlang der Straße zwischen Castiglione und Monforte, beide relativ hoch auf 350 Metern. Wenn man durch Castiglione fährt, dann liegt zur rechten Seite Villero und zur linken Seite Rocche. Villero liegt damit in perfekter Süd-West Exposition und ist etwas wärmer als der steilere Rocche. Villero hat hauptsächlich weißen Lehmboden, die Reben wurden Anfang der 60er-Jahre angepflanzt. Bei Brovia werden alle Crus ganz genau gleich gemacht. Die Trauben werden immer zu 100 Prozent entrappt. Fermentation in Beton, wo der Wein drei bis vier Wochen auf der Maische bleibt. Anschließend wird er in einen Stahltank gezogen, wo die Malo stattfindet. Dann folgt der Ausbau in großen Holz-Botti von 3.000-4.000 Litern. Das Besondere bei Brovia: Hier wird die Maische übergepumpt, aber der Saft wird nicht von oben mit einem Strahl wieder zugeführt, sondern über eine flache Platte quasi darüber gesprüht. Alles, um elegante Weine zu machen und die Tannine der Schalen nicht zu sehr zu extrahieren. Ich probiere den Villero nach dem eher druckvollen und dennoch enorm verspielten Rocche. Leuchtendes Rubinrot, etwas leichter in der Farbe als die des Rocche. Die Nase ist monumental und tief, voller vielschichtiger Gewürze. Etwas Curryblatt, grüner Tabak, süß duftendes getrocknetes Herbstlaub, schwarzer Pfeffer, warme, frisch gedrehte Erde im Sonnenschein, auch herrlich duftender weißer Trüffel und Rosenblüten. Eine gnadenlos schöne Verführung im Glas! Dichte Aromen von rostigem Eisen, Blut und Fleischbrühe kommen hinzu. Wahnsinn! Die herbstliche Aromatik ist schon beim Riechen der Wahheit gewordene Traum eines jeden Gourmets und Piemont-Liebhabers. Im Mund ist dieser Villero sogar noch monumentaler. Dichte, griffig strukturierte Tannine bauen sich imposant auf der Zunge auf. Ein Wettkampf im Seilziehen: Schwarze Kirschen und Brombeeren auf der einen Seite und würzige Tannine auf der anderen. Hier wird ordentlich Spannung und Vibration auf der Zunge aufgebaut – dieser Wein strotzt vor krasser Energie! Archetypisch und ultra muskulös ist dieser Stoff schon ziemlich perfekt. Ein Biest und ein Klassiker aus diesem grandiosen Jahrgang, der in jeder Box ein Häkchen zu setzen scheint! Dieser Wein wird sich sicher erstmal verschließen, bevor er nach mindestens fünf Jahren in sein erstes Trinkfenster kommen wird. Ich liebe diesen athletischen Stil der Weine Brovias! Die Weine sind muskulös und zugleich der Inbegriff erstaunlicher Eleganz. Brovia ist »the one to watch« in der Region Barolo! Rocche ist 2021 vergleichsweise viel eleganter, und dieser Villero ist der klassische Ausdruck für Castiglione. Hammer Stoff!
2021 ist DER Jahrhundertjahrgang im Piemont, der von Anfang bis Ende derart perfekte Bilderbuch-Bedingungen lieferte, wie es nur ganz, ganz selten der Fall ist. Viele Winzer sprechen bei 2021 sogar vom besten Jahrgang ever! Der Winter 2020 war nass und kalt, er füllte die Wasserreserven der Böden mit ausreichend Regen und Schnee auf. Ein idealer Start für den Jahrgang 2021. Durch die regelmäßige Entwicklung der Vegetation in den Weinbergen waren die Monate April, Mai und Juni relativ entspannt in den Weinbergen zu bearbeiten. Nur wenige Winzer waren von Frost betroffen, der ihren Ertrag reduzierte. Nach der Blüte entwickelten sich ziemlich überall gleichmäßig auf die Weinstöcke verteilte Trauben in guter Konzentration. Zu Beginn des warmen Sommers fiel genau die richtige Menge Niederschlag in regelmäßigen Abständen. Erst im Spätsommer begann eine lange, trockene Durststrecke für die Reben, die bis 2023 andauerte. 2021 gab es keinerlei Hitzespitzen und die regelmäßig warmen Tagestemperaturen wurden im Spätsommer mit kühlen Nächten ausgeglichen. Insgesamt sind die durchschnittlich wärmeren Temperaturen – die laut vieler Winzer generell seit 2017 spürbar angestiegen sind – das Haupt-Unterscheidungsmerkmal zum großen Jahrgang 2016. 2021 zeigt sich dadurch in den Weinen mit mehr Frucht und »Fleisch auf den Rippen« als 2016. Die konzentrierten Trauben erreichten eine perfekte Phenol- und Zuckerreife. Sie konnten kerngesund unter idealen Bedingungen gelesen werden. Nebel am Morgen, sonnige Tage und kühle Nächte. Die Nebbiolo liebt diese großen Temperaturunterschiede zwischen den Tages- und Nachttemperaturen ganz besonders, deshalb ist die Balance der Weine dieses Jahr so herausragend und beeindruckend. Die Konzentration der reifen Tannine im Zusammenspiel der schicken Säure und berauschend reifer, saftiger Frucht ist schlichtweg phänomenal! 2021 ist ein perfekter Jahrgang, den kein Piemont-Fan verpassen sollte.