Lobenberg: Garblet Sue liegt in Castiglione Falletto, aber im flachen Teil rund um das Weingut. Also eigentlich auf der Ebene von Barolo, aber es ist schon Castiglione. Wir haben hier überwiegend Kalkstein und weißen Lehm, also ein sehr profundes Terroir. Die durchschnittliche Höhe liegt bei 250 Meter. Villero und Rocche liegen nochmals deutlich darüber. Bei Brovia werden alle Crus ganz genau gleich gemacht. Die Trauben werden immer zu 100 Prozent entrappt. Fermentation in Beton, wo der Wein drei bis vier Wochen auf der Maische bleibt. Anschließend wird er in einen Stahltank gezogen, wo die Malo stattfindet. Dann folgt der Ausbau in großen Holz-Botti von 2.500-3.500 Litern. Das Besondere bei Brovia: Hier wird die Maische übergepumpt, aber der Saft wird nicht von oben mit einem Strahl wieder zugeführt, sondern über eine flache Platte quasi darüber gesprüht. Alles, um elegante Weine zu machen und die Tannine der Schalen nicht zu sehr zu extrahieren. 2019 wurde die komplette Ernte kurz vor der Lese von einem Hagelschauer zunichte gemacht. 2020 war der Garblet Sue der meiner Meinung nach beste Wein des Jahrgangs, der mir in unvergesslicher Erinnerung immer noch das Herz erwärmt. 2021 gibt es zum großen Bedauern wieder nur die Hälfte der möglichen Produktionsmenge, weil die andere Hälfte der Lage dem Frühfrost zum Opfer fiel. Leuchtendes Rubinrot. Charmant rot-fruchtige Nase, voller saftig reifer Kirschen mit einem Hauch verführerischer Vanille und gedrehter, würziger Erde. Die großen Holzfässer geben keinen Geschmack mehr ab und diese herrlich würzige Aromatik kommt allein aus den Trauben und der Lage selbst. Alles ist so wunderbar schwebend und doch profund – ein Charmes-Chambertin aus Barolo! Die monumental rauchige Teerwürze baut sich mit eisenhaltiger Mineralität erhaben im Mund auf. Gemeinsam mit ätherischen Kräutern, einem Hauch Menthol, brauner Lakritz, Piment und aromatischer Würze. Auch im Mund ist dieser Garblet vibrierend rotfruchtig und salzig. Was für eine unglaublich tolle Energie und Spannung! Konzentrierte, intensive Kirsche im Spiel mit Kalkstein-Mineralik, zarten Kräutern und weißer Lakritz. Die Tannine sind sehr fein und griffig strukturiert, aber es sind unglaublich viele davon – eine ganze Armee! Das ist Eleganz und Struktur in perfektionierter Kombination. Dieser Wein wird ohne Frage in der Flasche zum Eleganz-Wunder heranreifen. Komplett entgegengesetzt zu den tiefen, maskulinen Eigenschaften des Villero kratzt auch dieser Wein, wenn auch etwas zaghafter, an der Perfektion. Hier haben wir eben Finesse statt Power und einen nicht ganz so »lauten« Wein.
2021 ist DER Jahrhundertjahrgang im Piemont, der von Anfang bis Ende derart perfekte Bilderbuch-Bedingungen lieferte, wie es nur ganz, ganz selten der Fall ist. Viele Winzer sprechen bei 2021 sogar vom besten Jahrgang ever! Der Winter 2020 war nass und kalt, er füllte die Wasserreserven der Böden mit ausreichend Regen und Schnee auf. Ein idealer Start für den Jahrgang 2021. Durch die regelmäßige Entwicklung der Vegetation in den Weinbergen waren die Monate April, Mai und Juni relativ entspannt in den Weinbergen zu bearbeiten. Nur wenige Winzer waren von Frost betroffen, der ihren Ertrag reduzierte. Nach der Blüte entwickelten sich ziemlich überall gleichmäßig auf die Weinstöcke verteilte Trauben in guter Konzentration. Zu Beginn des warmen Sommers fiel genau die richtige Menge Niederschlag in regelmäßigen Abständen. Erst im Spätsommer begann eine lange, trockene Durststrecke für die Reben, die bis 2023 andauerte. 2021 gab es keinerlei Hitzespitzen und die regelmäßig warmen Tagestemperaturen wurden im Spätsommer mit kühlen Nächten ausgeglichen. Insgesamt sind die durchschnittlich wärmeren Temperaturen – die laut vieler Winzer generell seit 2017 spürbar angestiegen sind – das Haupt-Unterscheidungsmerkmal zum großen Jahrgang 2016. 2021 zeigt sich dadurch in den Weinen mit mehr Frucht und »Fleisch auf den Rippen« als 2016. Die konzentrierten Trauben erreichten eine perfekte Phenol- und Zuckerreife. Sie konnten kerngesund unter idealen Bedingungen gelesen werden. Nebel am Morgen, sonnige Tage und kühle Nächte. Die Nebbiolo liebt diese großen Temperaturunterschiede zwischen den Tages- und Nachttemperaturen ganz besonders, deshalb ist die Balance der Weine dieses Jahr so herausragend und beeindruckend. Die Konzentration der reifen Tannine im Zusammenspiel der schicken Säure und berauschend reifer, saftiger Frucht ist schlichtweg phänomenal! 2021 ist ein perfekter Jahrgang, den kein Piemont-Fan verpassen sollte.