Lobenberg: Vigna Ca’Mia ist Brovias acht Hektar große Monopollage in Serralunga. Mitten im Weinberg liegt ein Haus, in dem die Familie in der Sommerzeit lebt. Es ist der Weinberg mit dem größten Kalksteinanteil bei den Brovias. Dazu kommen ein bisschen weißer Lehm und Sand. Luca Currado vom Weingut Vietti ist überzeugt, dass dies eine der absolut besten Lagen Serralungas ist. Dadurch, dass sie nur von Brovia gemacht wird, fliegt sie aber weitestgehend unter dem Radar. Das ist ein echter Insider-Wein, den Barolo-Liebhaber unbedingt entdecken sollten. Bei Brovia werden alle Crus ganz genau gleich gemacht. Die Trauben werden immer zu 100 Prozent entrappt. Fermentation in Beton, wo der Wein drei bis vier Wochen auf der Maische bleibt, dann in einen Stahltank hinüber gezogen wird, wo die Malo stattfindet, und anschließend wird er in großen Holz-Botti von 3.000-4.000 Liter ausgebaut. Das Besondere bei Brovia: Hier wird die Maische übergepumpt, aber der Saft wird nicht von oben mit einem Strahl wieder zugeführt, um nicht zu starke Tannine auszuwaschen, sondern über eine flache Platte quasi drüber gesprüht. Alles, um elegante Weine zu machen. Tieferes Rubinrot als die anderen Weine des Jahrgangs bei Brovia. Hier steht die intensive Mineralität ganz im Vordergrund. Frisches Gesteinsmehl, Kalk und zarte, rauchige Aromen. Teer, Eisen, Blut. Das ist eine intensive Würzbombe. Erst nach ein paar Minuten im Glas wandelt sich der Wein und auch feine Rosenblüten, sogar Potpourri kommen hinzu. Die Tannine bauen sich im Mund wie in einem Crescendo auf. Zunächst kommt intensive schwarze Pflaume und saftige Kirschfrucht und ich bin überrascht ob der fabelhaften Finesse. Erst nach dem Schlucken türmen sie sich mächtig zu einem großen Tannin-Berg auf. Dabei sind sie fein und harmonisch strukturiert. Erdige, würzige Aromen legen sich auf die Zunge. Die Balance des Weins ist absolut herausragend! Er schiebt und schiebt mit Druck, Würze und Struktur in perfekt abgestimmter Harmonie. Jede Komponente hat ihre Berechtigung. Hier haben wir die besten Eigenschaften des hedonistischen Jahrgangs 2018 und des strukturierten 2019er vereint. Dieser Wein ist ein großes, würziges Vergnügen. 97-99/100
Der Jahrgang 2020 ist der Mittlere einer Trilogie herausragender, großer Jahrgänge im Piemont. Im Weinberg waren die Konditionen des Bilderbuch-Jahrgangs absolut perfekt. Während der Wachstumsperiode wurden die Reben mit ausreichend Regen versorgt, die Temperaturen waren im Sommer warm und ausgeglichen, ohne Hitzespitzen. Ab September sorgten die kühlen Nachttemperaturen für das langsame, gleichmäßige Ausreifen der Trauben – also hervorragende Voraussetzungen. Wenn man den Jahrgang mit nur einem Wort beschreiben müsste, wäre es »Balance«. Die besten 2020er Nebbiolo Weine sind mit unendlich dichter, manchmal beinahe überwältigend intensiver, umwerfend attraktiver, saftiger, vibrierender, roter Frucht ausgestattet. Sie haben viele, dafür aber unendlich feine, rund polierte Tannine, die harmonisch in diese opulente »Fruchtwelle« integriert sind, ihre rassige Säure verleiht den Weinen neben diesem Tanningerüst zusätzlich ein vielversprechendes Reifepotential. Ob ihrer reifen Frucht werden die 2020er Baroli und Barbaresci dennoch vor den noch intensiver und klassischer strukturierten 2019ern und auf jeden Fall vor den 2016ern in ihr Trinkfenster kommen. Das Barolo Consortium vergleicht 2020 mit dem Jahrhundertjahrgang 2016, aber die Weine haben genuss-technisch sogar noch mehr auf dem Kasten, denn sie erreichen eine traumhafte Kombination aus der ultra-hedonistischen Frucht des Jahrgangs 2018 mit der phänomenalen, klassischen Struktur des Jahrgangs 2019. 2020 ist also »The best of both worlds«.